Warum nun Gegenkultur: weil die Mainstream – Kultur der neugierigen Jugend nicht mehr genügte, die Hitparade war langweilig, ebenso die Blasmusik im Musikverein, außer vielleicht auf einer Kerb oder dem sellemols legendären Buchfest, wo sie dann doch mal Hochstimmung erzeugte ;-). Der vorgezeichnete Weg von Heirat, Familie, Job und Lebensversicherung wurde infrage gestellt. Wohngemeinschaften waren die Alternatividee. Auch politisch gab es brisante Konflikte. Irgendwann hieß es hie und da: Gegen Alles. Und es wurde ja auch was gegen diesen Mainstream gesetzt, was sehr spannend war. In jedem Juz gab es Filmabende, mit Filmen, die man nicht in ZDF und ARD sehen konnte und auch nicht im Kino nebenan. RTL und co. gab`s noch gar nicht... Theater wurde und wird selbstgemacht und es entwickelten sich vielfältige Initiativen aus solchen Gruppen. Ebenso Musik: Musikgruppen, die man nirgends hören konnte, außer im Juz, traten dort auf – und entstanden oftmals auch genau dort. Neue Töne. Es entwickelte sich eine Musikszene von Folk über Rock, Jazz und Punk. Proberäume in den Jugendzentren: sehr nachgefragt bis heute. Einen musikalischen Überblick gibt die Saar-Rock-History. Aber auch Kunst und Literatur gehören dazu. Literarische Werke wurden in kleinen Heften wie dem „Guckloch“ oder aber auch in den „Nachrichten“ veröffentlicht und mit den vielen kleinen Zeitungsprojekten wurde versucht, die Informationshoheit der einschlägigen lokalen Presse zu stören. Später kamen auch Kunstformen wie Graffiti hinzu. Auch Videos wurden z.B. im Projekt „Fresh-TV“ selbst produziert und die Musikstile änderten sich immer mal wieder. Punk war schon sehr früh in manchen Jugendzentren die! Musik. Hip-Hop und Rap kamen später dazu – so Mitte – Ende 90ger und hielten sich eine ganz geraume Zeit. Tanzprojekte, Workshops und überregionaler Kulturaustausch waren Meilensteine in der weiteren Entwicklung. Panta rhei. Alles im Fluss. SB
Eine Lederjacke habe ich nie besessen. Meine Haare waren nie bunt gefärbt, verwegen abrasiert oder zum so genannten Mohawk hochgestellt. Tobi Grosz schreibt über das Juz Neunkirchen in den 2000er Jahren.
Im Dillinger Jugendzentrum war Mitte der 70er ein unglaubliches kulturelles Potiential versammelt. Theater- und Bandprojekte und vor allem das Folkething sorgten überregional für Furore. (Beitrag auch unter Juz Dillingen)
Damit man sich das mal vorstellen kann, wenn man ganz und gar keine Ahnung hat, was in so einem Jugendzentrum los war, wird hier ein ganz normales Herbstprogramm in 6 Juzen ausschnitthaft beschrieben.
Von Folk bis Punk, von Demo bis Sit in. Liedermacher Sigi Becker beschreibt seinen Weg von der APO zu den selbstverwalteten Jugendzentren.
1971 spielten Kraftwerk in den Beckerhallen in St. Ingbert. Es war eines meiner ersten Konzerte. Da habe ich Leute getroffen, die dann später auch im OpenHaus aufgetaucht sind und ich wusste sofort: das passt und da gehöre ich dazu. Clemens Schwender beschreibt die Szene.
Ich weiß nicht mehr, wann es genau war, so Ende der Neunziger. Es war eine Phase im AJZ Homburg wo wenig lief, die Angriffe der Stadt auf das Juz zunahmen und unser Verband als Support gefragt war. Um nochmal etwas Leben in die Bude zu bringen, wurden DIE KASSIERER engagiert.
Informationen 1 - Regionale Rockgruppen
Schon die erste Info-Broschüre des VSJS bot einen Überblick über regionale Rock-Bands und Tipps zur Konzertorganisation.
Der KULTURBASAR
Das Juz Dillingen wird 1978 in einem 20-minütigen Beitrag im ZDF vorgestellt. Sehenswert.
Fresh TV, das selbstgemachte Jugendmagazin des Verbandes, stellt 2013 verschiedene Jugendkulturen vor.
Rekordverdächtig
Wenige Juze dürften so akribisch Buch führen über ihre Konzertaktivitäten wie das Juz Illingen. Hier die Auflistung von der Eröffnung 1996 bis 2016. Aufgelistet sind insgesamt 181 Konzerte mit ca. 550 Bands. Respekt.