VSJS Logo

Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Die Jugendzentren und mit ihnen der VSJS waren und sind eine wichtige Schnittstelle antifaschistischen Engagements. Sichtbar ist dies in vielerlei Hinsicht. Sei es durch die Initiierung verschiedenster Projekte im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“- “ der Gestaltung von Workshops gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, der Anmeldung von Antifa – Demos wie der ersten Samuel Yeboah Demo in Saarbrücken oder auch die Produktion des Buches „Rechtsextremismus im Saarland“  und weitere Texte in Form von Zeitschriften z.B. in den Saarbrücker Heften.

 Auch  die ehemals vielen Übergriffe von Neonazis auf verschiedene Jugendzentren sind dafür ein Indikator. „Seit seiner Gründung engagiert sich der Verband ebenso wie die Jugendzentren gegen Rechtsextremismus und Rassismus.“ Konzerte, Ausstellungen, Videoprojekte, Zeitungen, Workshops, Plakataktionen, Vorträge, Gedenkfahrten und vieles mehr wurden und werden organisiert. 

Zum Buch " Rechtsextremismus im Saarland"

 

Seit Ende der Siebziger Jahre hat sich im Saarland eine an der Strategie der illegalen NSDAP-AO orientierte, militant-neonazistische Szene ausdifferenziert, die über das regionale Gravitationszentrum Homburg mit den führenden Aktivisten des bundesdeutschen Rechtsterrorismus verbunden ist. Neonazistische Kadergruppen, die sich in der offenen Betonung von Gewalt und Kampf, sowie durch den expliziten Bezug auf die nationalsozialistische Bewegung von der NPD unterscheiden, ist es seit Anfang der achtziger Fahre gelungen, auf Anhänger autoritär-nationalistischer Jugendgruppen in mehreren saarländischen Städten Einfluss zu nehmen.“ So die Zeilen aus der Einleitung des Buches „Rechtsextremismus im Saarland“, das 1990 herausgegeben wurde, und zwar vom ID-Archiv Amsterdam, dem Nachfolger der Frankfurter Wochenzeitschrift „Informationsdienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten“. Geplant war eigentlich der VSJS als Herausgeber, doch am Montag, dem 19.11.1990 wurde durch Zufall unter der Außentreppe des Büros der PDS/LInken Liste in Saarbrücken buchstäblich in letzter Minute eine Bombe entdeckt, die kurze Zeit später von Sprengstoffexperten entschärft werden konnte. Wenige Tage später explodierte dann in Saarlouis während einer Veranstaltung des SPD-Friedensforums tatsächlich eine Bombe. Thema des Friedensforums: Den Nationalismus überwinden. Verletzt wurde Gottseidank niemand. Doch soviel Glück hatte Samuel Yeboah ein Jahr später am 19.09.1991 in Saarlouis nicht. Er starb. Durch einen rechtsradikal motivierten Brandanschlag.

In solchen Zeiten ein Buch herauszugeben, das die rechtsextreme Szene detailliert beschreibt, ist mit einem großen Risiko behaftet. Zumal Gewalt von rechts im herrschenden gesellschaftlichen Klima kontinuierlich verharmlost, verschleiert und gelegentlich auch unterstützt wurde. Dieses Risiko vermochte der VSJS, ebenso wie der Autor, damals nicht zu tragen. Zumal auch eine langjährige Tradition von Übergriffen rechtsradikaler Gruppen auf Jugendzentren einschlägige Erfahrungen mit sich brachten. Linke „Zecken“waren und blieben Angriffspunkte für diese Gruppen. Daher wurde zunächst ein größerer Herausgeberkreis angestrebt. Schließlich erklärte sich das ID-Archiv Amsterdam im Internationalen Institut für Sozialgeschichte kurzfristig bereit, die Herausgabe zu übernehmen. Noch heute wirft dieses Buch Schlaglichter auf die damalige rechte Szene im Saarland und auf den Umgang der Obrigkeiten mit selbiger. All das – ein lange währendes Trauerspiel. 

Mittlerweile,  wir sind  im Jahr 2023 angekommen, wird der Anschlag auf das Asylbewerberheim, in dem Samuel Yeboah lebte und zu Tode kam, endlich vor Gericht verhandelt und die Stadt Saarlouis entschuldigt sich für ihr Vorgehen und Verhalten zuvor. 32 Jahre brauchte sie dafür, dieses Verbrechen als eine rassistische Tat einzustufen.  In diesen 32 Jahren blieb die rechte Szene nicht untätig. Und sie wurde größer. Sie konnte es . Sie hatte, und sie bekam den Raum. 

Die Stadt Saarlouis reagierte ebenso wie fast alle betroffenen Städte in  Deutschland auf die  Zunahme der brutalen neonanzistischen Anschläge. Leugnen, leugnen, leugnen, Ermittlungen verzögern und wenn das nicht mehr funktionierte, entschuldigen und Bestürzung zeigen.  Aber handeln, verhindern und aufdecken – Fehlanzeige allenthalben. Die Antifa Saar dokumentiert den haarsträubenden Verlauf, die Reaktionen der politischen Öffentlichkeit und die Unterlassungen in diesem Fall. 

Die Antifa Saar schreibt auf ihrer Webseite: 

„Samuel Yeboah, politischer Flüchtling aus Ghana wurde am 19. September 1991 durch einen rassistischen Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis-Fraulautern ermordet. Die Täter wurden nie ermittelt, die Ermittlungen nach wenigen Wochen eingestellt.

Anlässlich seines 10. Todestages fand in der Saarlouiser Innenstadt am 19.09.2001 eine antifaschistische Kundgebung von mehr als 150 Menschen statt. Im Anschluss daran wurde eine Gedenktafel am Saarlouiser Rathaus angebracht. Noch am gleichen Abend wurde diese auf direkte Veranlassung des Oberbürgermeisters Hans-Joachim Fontaine (CDU) entfernt. Begründung: Es läge keine Genehmigung vor.

Wir dokumentieren hier Berichte und Presseerklärungen zum Fall.“

Dass es nun – endlich –  eine Samuel-Yeboah-Gedenktafel geben wird, ist gut. Immerhin. Schließlich ließ der Bürgermeister die erste Gedenktafel ja vor 22 Jahren entfernen. Sie hing nicht mal einen einzigen Tag. Notwendig wäre auch, die Jahre dazwischen aufzuarbeiten.

32 Jahre Leugnung, so lange wie von 1945 bis 1987. Eigentlich ist es unfassbar. Denn in den 32 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ist angeblich so viel an Aufarbeitung des nationalsozialistischen Hintergrundes der neuen BRD geschehen, es sind Nazitäter gesucht, gefasst und verurteilt  worden, es gab prominente Prozesse, es gab Hannah Arendts Arbeit zum Eichmann  Prozess und von Claude Lanzmann den Dokumentarfilm „Shoah“. Es gab so viel an Aufarbeitung. Noch heute, im Jahr 2023 läuft ein NS-Prozess in Brandenburg gegen einen ehemaligen Wachmann des KZ Sachsenhausen. 

Und doch brauchte man 32 Jahre um den Brandanschlag in Saarlouis, bei dem Samuel Yeboah getötet wurde,  als rechtsradikale Tat einzustufen und doch wurde der nationalsozialistische Untergrund nicht verhindert.  

Es war nicht der einzige Anschlag, bei dem die Ermittlungen ins Leere liefen. 

Seit kurzem werden die Ermittlungen in Bezug auf  sechs weitere Anschläge wie auch dem auf das Büro der PDS in Saarbrücken sowie  dem Bombenanschlag auf die Wehrmachtsausstellung von 1999 von der Generalstaatsanwaltschaft Saarbrücken einer erneuten Prüfung unterzogen. SB

Antifaschistische Plakataktion in den Achtzigern

Hier der Link zu einem „aktuellen Bericht“ über die aktuelle Neonazi-Szene im Saarland. Ihm ist u.a. zu entnehmen, dass Peter S. den gleichen Anwalt hat, wie Beate Zschäpe. Schon krasssssss