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Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Statement zum 50jährigen Bestehen des JUZ-United

Den Verein JUZ-United habe ich in meiner Zeit als wissenschaftlicher Beisitzer im Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit e.V. kennengelernt. Bis dato hatte ich mich wissenschaftlich und fachlich wenig mit der selbstverwalteten Szene der Offenen Kinder- und Jugendarbeit auseinandergesetzt, obwohl ich in meiner Biografie Kontinuitäten mit den Selbstverwalteten und ihrer Musikszene habe. Interessanterweise sind mir da jedoch selten die Professionellen und ihr sozialpädagogisches Handeln in den Blick geraten. Erst der Kontakt zum JUZUnited hat mir verdeutlicht, dass ich da eine wissenschaftliche Blindstelle habe und insofern daran mitgewirkt habe, dass dieses Feld und seine Relevanz für eine demokratische Gesellschaft im Jugendarbeitsdiskurs und der Jugendarbeitsforschung (aber auch in der Gesellschaft im Allgemeinen) zu wenig gesehen und beschrieben wird. Wenn ich heute auf selbstverwaltete Jugendzentren und/oder Demokratiebildung angesprochen werde, erzähle ich häufig als erstes vom ‚gallischen Dorf‘ im Saarland, dem es auf beeindruckende Weise gelungen ist, dieses spezielle Feld – geprägt von (demokratischer) Selbstverwaltung und Selbstorganisation – zu professionalisieren, ohne dabei die Potenziale der Mitbestimmung, Mitgestaltung und Selbstwirksamkeit für junge Menschen zu gefährden. Das selbstkritische Ausloten sozialpädagogischer Interventionen (Wieviel sollten wir unterstützen? Wo gefährden wir aber durch unsere Assistenz die Partizipation der Nutzer*innen?) und die Erstellung von entsprechenden Konzepten führt aus meiner Perspektive dazu, dass sich viele Einrichtungen und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland ein Beispiel an dieser Form der Förderung von Partizipation von Kindern und Jugendlichen nehmen könnten. Junge Menschen machen in diesen (mal mehr mal weniger stark begleiteten) selbstverwalteten Jugendzentren enorm wichtige Erfahrungen demokratischen Handelns und können sich so zu Demokrat*innen bilden – ohne dabei aber mit den gesellschaftlichen Problemen und Krisen und deren Auswirkungen auf ihr Leben allein gelassen zu werden. Der JUZ-United zeigt: Es gibt einen Weg zwischen dem von Professionellen machtvoll dominierten und durchpädagogisierten Jugendzentrumsalltag und Zentren in denen Jugendliche sich selbst überlassen werden. Der JUZ-United zeigt, wie die professionelle Assistenz jugendlicher Partizipation gelingen kann, ohne sie gleichzeitig permanent zu gefährden. Das hat gerade vor dem Hintergrund antidemokratischer Entwicklungen in unserer Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit verdient!