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Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Hände weg vom Juz, sonst fällt vom Rathaus Putz!

von Manni Weiß

In den 70er Jahren gab es die ersten Ideen für ein Jugendzentrum in St. Wendel. Einer der Gründer ist Armin Ferger. Er war mein Chemielehrer, ist heute 82 Jahre alt und sitzt jetzt mit mir und Silvia Bolley in der Gaststätte Felsenmühle in St. Wendel. Hier Auszüge aus unserem Gespräch vom 3.12.2024:

Jugendzentrum St.Wendel: die ganzen zehn Jahre

Hallo Armin, schön dich nach so langer Zeit wiederzusehen. Erzähl mal, wie kamst du damals auf die Idee, ein Jugendzentrum zu gründen?

1971 kamen vier Jugendliche (Joachim Wolf, Michael Kleine, Jörg Neufang und Alfred Kräuter, Anm.d. Red.) mit der Idee eines Jugendzentrums auf uns zu. Sie waren jung und suchten Unterstützung und fragten mich, Paul Allerchen und Helmut Wetzel (beide Sozialarbeiter), ob wir bereit wären das Projekt zu unterstützen.

Was waren die Motive, waren die Leute politisch aktiv? Oder was war der Grund?

Nein, es gab keine politischen Motive. Viele Jugendliche, einige mit Drogenproblemen, hingen am Bahnhof herum. Es gab kein Ort für sie. Da war die Idee eines Jugendzentrums in Eigenregie als Treffpunkt aufgekommen.

Was ist dann passiert? Wie kam es dazu, dass in relativ kurzer Zeit ein Haus als Jugendzentrum da war?

Schon Ende 1971 gab es Gespräche mit Politikern und Vertretern von Kreis und Stadt. Vor allem beim Kreis stieß das Vorhaben auf Ablehnung. Doch zuerst wollten wir einen Verein gründen. Die Jugendlichen waren nicht volljährig und brauchten dazu Erwachsene. So haben Paul Allerchen, Helmut Wetzel und ich mit ihnen am 19.1.1972 den Verein gegründet. 

Aber wie kam es dann so schnell zu einem Mietvertrag mit der Stadt?

Ja, die Stadt wollte die Jugendlichen am Bahnhof aus dem Blick haben. Deshalb konnten wir im gleichen Jahr einen Teil des ehemaligen Bierlagers der Karlsbergbrauerei für 1,00 DM im Monat mieten. Doch es dauerte, bis wir mit Renovierungsarbeiten und Instandsetzungen beginnen und sie abschließen konnten.

 Ja, und wie war das, als dann das Juz aufgemacht hat?

Das war zuerst eine Katastrophe. Am Abend, bevor wir aufmachen sollten, hatten wir uns nochmal im Juz versammelt, um alles für den ersten Tag zu besprechen und waren schockiert, als wir das JUZ betraten. Die Ölleitung war gerissen oder abgegangen. Die komplette Fläche des Jugendzentrums war mit einer Öllache bedeckt. Wir packten sofort an, rissen den gerade neu verlegten Filzboden raus und legten am nächsten Tag einen neuen Boden. Das war harte Arbeit. Wir hatten es geschafft. Das Juz wurde, wie geplant, am Abend des 7.2.1973 eröffnet.

Und wie lief es dann so?

Jeder von uns hatte Thekendienst, die Buchhaltung machte ich (war ja auch Mathelehrer). Einmal pro Woche gab es eine Vollversammlung.

Und dann? Wie ich sehe, warst du nicht lange dabei?

Ja, denn die Drogenprobleme waren immens. Was früher am Bahnhof war, war nun bei uns im Juz. Wir forderten Unterstützung vom Landkreis. Aber es gab kein Entgegenkommen. Wir waren der Situation mit den Drogen nicht gewachsen und sind ca. 1 Jahr nach der Eröffnung als Vorstand komplett zurückgetreten.

Und für Dich war dann die Zeit im Juz vorbei ?

Ja, ich hatte danach andere Interessen.

Danke, ich habe mich über unser Wiedersehen sehr gefreut.

Und so lief es dann weiter

Wie Armin Ferger uns erzählt, resignierten die Leute der ersten Stunde, weil die Drogenproblematik zu groß war. Doch lief die Anfangsphase des Jugendzentrums nicht nur schlecht. Obwohl der CDU-Landrat Zeyer das Projekt Jugendzentrum von Beginn an vehement ablehnte, hatte der Verein relativ rasch ein Haus mieten können. Das lag wohl auch daran, dass in dem Verein Politiker, Pädagogen und ein Jugendrichter Mitglied waren. Nachdem der Mietvertrag da war, übernahm die Stadt sogar die Materialkosten für die Renovierungsarbeiten. Bei der Unterstützung wegen den massiven Drogenproblemen im Juz, nachdem das Haus eröffnet war, versagten Kreis und Stadt allerdings. Die Forderung des Juz-Vereins nach fachlicher Hilfe stieß auf taube Ohren. Nach dem Rückzug der Juz-Gründer Anfang 1974 mussten die neuen Leute im Vorstand und der Aktionsgruppe nicht mehr um ein Haus kämpfen. Ihnen blieb die schwierige Frage, wie sie mit den Drogenkonsumenten umgehen sollten. Sie waren recht bald ebenso überfordert wie ihre Vorgänger. 

Im Sommer 1974 sagte der Vorsitzende Harald Finkbeiner in einem Interview des SR:

„…Das Ganze ist also bisher ziemlich fehlgeschlagen und wir sind gerade dabei, das Ganze neu zu organisieren. Alle zwei bis drei Wochen zeigen wir hier einen Film. Allerdings müssen wir das auch einstellen.“

Auf Nachfrage vom SR: „Das heißt aber nicht, dass das Juz damit am Ende ist?“ meinte Harald: „Nein, glaub ich nicht. Es geht auf alle Fälle weiter“. 

Kurz darauf im Oktober 1974 wurde das Juz von den Aktiven geschlossen.

Es gab viele Neuanfänge, gefolgt von Schließungen, weil Drogenkonsumenten das Juz dominierten. Anfang 1975 gab es wieder ein neues Konzept. Im März wurde eine Bürokraft eingestellt. Jetzt lief es im Juz. Die „Kneipe“ war gut besucht. Im Nebenraum wurden Spielautomaten aufgestellt. Das war gut für die Finanzen, aber einigen der Aktionsgruppe war diese Geldmacherei ein Dorn im Auge. Denn sonstige Aktivitäten gab es nicht. 

Im Oktober beschloss der Verein, einen Geschäftsführer zu bestellen, um den „Juz-Betrieb“ effizienter zu organisieren. Gegen den Willen der politisch Engagierten im Juz, die die „Spielhalle“ am liebsten sofort dichtgemacht hätten. 1976 waren politisch aktive Leute im Juz dazu gestoßen, vor allem von der Liga gegen den Imperialismus und der Anti-AKW-Gruppe. Sie brachten linke Politik ins Juz.

1977 führte der Alkohol- und Drogenkonsum zu Aggressionen und Streit. Es kam zu Schlägereien, Einbrüchen und Zerstörungen. Mehrmals wurde die Musikanlage geklaut. 

Schicksalhafte Begegnung

Im Zug nach Saarbrücken lernte ich Beate von der Anti-AKW-Gruppe kennen und kam durch sie ins Juz St. Wendel. Zu dem Zeitpunkt war die zentrale Ölversorgung schon eine Zeitlang außer Betrieb, und es wurde mit einem Ofen geheizt. Kaum war ich dabei, musste ich nun selbst mit aggressiven und betrunkenen Leuten im Juz klarkommen. Um dem schlechten Ruf des Jugendzentrums entgegenzuwirken, schlossen wir im Juni für ca. 2 Monate und führten Renovierungsarbeiten zusammen mit Besuchern und ohne finanzielle Zuwendung durch. Die Geschäftsführer und die Spielautomaten wurden abgeschafft und der sozialarbeiterische Ansatz, der die ganzen Jahre eine Rolle gespielt hatte, wurde aufgegeben. Im Sommer war das Juz wieder offen. Es gab Filme und Konzerte und wir machten die Juz-Zeitung „Heiter bis Wolkig“. Der tagtägliche Betrieb war vor allem im Winter nicht einfach. Es gab keine Zuschüsse und der Umsatz ging zurück.

Zum Heizen konnten wir nichts kaufen. So kam alles Brennbare in den Ofen. Zuerst die Holzverkleidung von den Innenwänden, dann das Mobiliar und auch die Holzpoller vom Parkplatz vor dem Juz wurden nicht verschont. 

Im Bild die Holzverkleidung, die dem Ofen als Futter diente. 

In diesem Jahr kam für uns ein Problem dazu. Denn die Politik hatte die Gelegenheit der Schwäche erkannt und der Landkreis hatte eine Initiative mit Parteien, Polizei, Jugendwohlfahrtsausschuss (JA) und ohne Vertreter des Juz gegründet, mit dem Ziel, das Haus schnellstmöglich zu schließen. Die Polizei sollte Gründe liefern und der JA Argumente formulieren. Dazu kamen die Hetzartikel in der Saarbrücker Zeitung. Für sie war das Juz eine Drogenhöhle, ein Ort für Geschäftemacher und politisch Irre. Wir standen mit dem Rücken zur Wand. Bei einem Termin Anfang 1978 beim CDU-Bürgermeister Feller erfuhren wir, dass das Juz im September 1978 abgerissen werden sollte.

Juz Festival und Solibekundungen

Diese Nachricht schreckte uns auf und führte dazu, dass mehr und mehr Leute sich engagierten. Unsere Antwort auf die Androhung des Abrisses war ein Kulturprogramm mit Filmen und Konzerten, die Vernetzung mit Vereinen und eine starke Öffentlichkeit. Wir sammelten 2000 Unterschriften für den Erhalt des Jugendzentrums. Mit Flugblättern informierten wir die Menschen in St. Wendel. Am 6. und 7. Mai 1978 fand das erste Juz-Festival statt, auf dem es vielfältige Solidaritätsbekundungen von Organisationen aus dem Landkreis und dem Saarland gab. Die Sparkasse St. Wendel spendete eine Tischtennisplatte. Ich war in der Lehre bei der Sparkasse und erfuhr, dass diese ihre Druckmaschine abschaffen wollte. Ich dachte nicht lange nach und erwarb diese für 150,00 DM und fuhr sie umgehend in meinem 2CV zu Theo in den „Stall“ in Bubach.

Wir druckten die ersten Flugblätter fürs Juz nun selbst. 

Die vielen Aktivitäten führten zur Verunsicherung bei Bürgermeister Feller. Im Sommer wurde der Abriss auf den Mai 1979 verschoben. Das spornte uns an und wir mobilisierten weiter. Im Oktober gab es dann das 2. JUZ-Fest. Außer den gut besuchten Konzerten und Filmvorführungen gab es Infoabende mit pro familia, DFG/VK, der Anti-AKW Gruppe, Amnesty u.v.a.. Der VSJS war ein wichtiges Bindeglied zu anderen Vereinen und half bei der Mobilisierung. Bei den MV‘s (Mitgliederversammlungen) des VSJS lernte ich Markus Raubuch und Willi Kräuter kennen und erfuhr, dass man beim VSJS Zivildienst machen kann. Und es war naheliegend, dass ich dort Zivildienst machen wollte. Politisch aktiv sein können und dafür Sold kriegen. Das war‘s! So war ich nicht nur im Juz St. Wendel aktiv, sondern von nun an auch beim VSJS.

Neben einem vielfältigen Kulturprogramm machten wir eine gute Pressearbeit. Unser „Devo“ wurde freier Mitarbeiter bei der SZ und so waren wir jede Woche in der Zeitung. Wir luden Politiker und Vertreter von AWO, Caritas u.a. zu Gesprächen ein und veranstalteten am 19.2.79 eine große Konferenz im Juz, bei der es um unsere Perspektive ging. Das Juz war voll. Der Abrissmonat Mai rückte näher.

Wir demonstrierten am 25.5. für den Erhalt des Juz und am 26./27. Mai gab es das 3. Juz-Festival. Der Abriss fand nicht statt. Wir machten weiter mit Kulturprogramm und politischen Veranstaltungen. In den folgenden Monaten lief es prima. Drogen und Gewalttätigkeiten erschwerten mittlerweile weniger den Juz-Alltag, aber vor allem wegen den vielen neuen Besuchern entstand ein neues Bild.

Juz Festival 1979

Die Demo fürs Jugendzentrum hatte regen Zulauf aus dem ganzen Juzland

Der Wind dreht sich

Die öffentliche Meinung änderte sich und die Stimmung war nun wieder für das Jugendzentrum. Am 10.5.1979 waren Kommunalwahlen. Die Nachricht vom Kreis über einen Zuschuss von 10.000 DM und der Stadt, dass das Haus erst abgerissen wird, wenn es Ersatz gibt, war keine Überraschung. Es stellte sich nur die Frage, wie lange das Versprechen hält. Unsere Struktur hatte sich mittlerweile geändert. Selbstverwaltung kam erst jetzt richtig zum Tragen. Bisher waren es Vorstand und Aktionsgruppe, die das Juz bestimmten. Da gab es Streit und Konkurrenz zwischen Kommerz und politischen Ideen. Ab jetzt gab es eine basisdemokratische Vollversammlung, bei der alle Interessierten immer freitags über das Juz-Geschehen diskutierten und entschieden.

Juz-Konferenz 1979

Von den Personen her waren wir gut aufgestellt, jede/r für sich war was Besonderes. Trotz unterschiedlichster Charaktere gab es eine Gemeinschaft. Das Juz war unser neues Wohnzimmer geworden. Hier konnten wir sein, wie es für uns zuhause nicht möglich gewesen wäre. Der Höhepunkt war unsere Schmusegruppe in der Kuschelecke.

Dem regen Treiben im Juz konnte die Politik wenig entgegensetzen.

So wurde Martin Eichler Ende 1980 als Sozialarbeiter für die Jugendzentren im Kreis eingestellt, und es flossen 12.000 DM mit dem Versprechen, das Haus für 3-5 Jahre stehen zu lassen. Mit dem Geld wurde vor allem die zweite Etage renoviert.

Martin hat Thekendienst

In der Teestube gab es keinen Alkohol, dafür aß ich dort mein erstes Biovollkornbrot. Die Zukunftswerkstatt beschäftigte sich mit neuen Energien. Es gab das Fotolabor, die Holzwerkstatt und die Alternativzeitung Provinzkurier.

Die Teestube, der Ort an dem Manni sein erstes Biobrot kennenlernte 😉

Die Motorradclique Pilsköpp bekam einen Raum. Sie passten nicht wirklich zu uns. Bei ihnen durften keine Frauen mitmachen, denn diese würden die Gruppe kaputtmachen. Wir waren uns uneins, sie rauszuschmeißen oder zu hoffen, dass es zur Diskussion kommt.

Im Bild „Ein Teil der Pilsköpp“

Die Aktivitäten wurden immer vielfältiger und politischer. Wir mobilisierten für den Anti-AKW-Widerstand in Kalkar, Cattenom, Gorleben und Brokdorf, warben für Kriegsdienstverweigerung und äußerten uns zu Iran und Israel, den Verfolgten und Tätern aus der Nazizeit, z. B. zu dem unwürdigen Umgang der Stadt mit ihren ehemaligen jüdischen Bewohnern, die zur 650-Jahr-Feier eingeladen waren. Es war die Zeit der Radikalisierung der Linken (RAF). Kein Wunder, dass wir ins Visier der „Ordnungshüter“ gerieten. So gab es Besuch von Polizei und es tauchten des Öfteren deutsche Feldjäger und die amerikanische MP auf, um nach Fahnenflüchtigen zu suchen, die wir vielleicht versteckt hätten. Gefunden haben sie aber keinen.

Konfrontationen mit der Polizei gab es öfter, meistens bei den vielen Demonstrationen, an denen wir teilnahmen. Diese verliefen nicht immer gewaltfrei und wir wollten auf solche Zusammenstöße besser vorbereitet sein. Deshalb wollten wir körperlich fit sein und machten zusammen Sport und hatten auch unsere gemischte Fussballmannfrauschaft.

Überrascht war ich, als an einem Sommerabend eine ältere Frau ins Juz kam und sich neben mich an die Theke setzte. Ich dachte, sie hätte sich verirrt, und fragte, ob ich helfen kann. Sie verneinte und sagte: „Nein, ich bin gekommen, um zu erfahren, was ihr hier macht. Ich war früher bei den Pfadfindern. Ich heiße Änne Meier Es war die, damals 84 Jahre alte, Widerstandskämpferin aus Baltersweiler, die ich kennenlernte. Ich begleitete sie bei den darauffolgenden Demonstrationen, an denen sie teilnahm. In der Zeit stürzten im östlichen Saarland innerhalb von zwei Jahren 4 Kampfjets ab. Es gab drei Tote. Als am 3. März 1981 der fünfte Kampfjet abstürzte, führte das zu einer sorgfältig geplanten Spontandemo, bei der wir dem CDU-Ministerpräsidenten Zeyer eine Flugzeugattrappe in den Vorgarten rammten.

Wir bekamen im Saarland und überregional Aufmerksamkeit. Der Leiter des Landesjugendamtes Dr. Urban und sein Vertreter Zimmer kamen am 1.4.1981 zu einer Besichtigung vorbei, um sich die Aktivitäten des Juz zeigen zu lassen. Unser Juz wurde durch die Stiftung „Die Mitarbeit“ bundesweit als vorbildlich gewürdigt. Dazu kam die Einladung zu einem Empfang am 21.5.81 in der Villa Hammerschmidt zum Bundespräsidenten Karl Carstens (CDU). Dass der 1. Vorsitzende des Juz diese Einladung ohne unsere Zustimmung, quasi im Alleingang, annahm, wurde von uns aufs Schärfste kritisiert, war es doch die erzkonservative CDU, die unser schönes Juz verhindern wollte.

Die unmittelbare Gefahr der Schließung war vorerst abgewendet. Der Kampfgeist ließ nach, und die Veranstaltungen nahmen ab. Es kam zu einer internen Krise. 

Trotzdem Feiern, ne tolle Band und viele BesucherInnen

So wurde 1982 das 10-jährige Bestehen halbherzig gefeiert. Es gab einen Tag der offenen Tür am 20./21. März mit Kaffee und Kuchen und einem Konzert mit Sigi Becker am Samstag. Aber das wars auch schon.

Hauptsächlich gefeiert wurde durch das Konzert am 17.4. im Saalbau St. Wendel mit der Gruppe Nuala, das von Christoph Rammacher und mir organisiert und finanziert wurde. Der Saalbau war voll. Über 600 Menschen kamen. Aber im Juz hatte niemand mehr Lust, sich um Veranstaltungen zu kümmern. Der bauliche Zustand war mittlerweile so schlecht, dass die Durchführung von Konzerten usw. eine Herausforderung gewesen wäre.

Deshalb gab es zum 10-jährigen Bestehen keine weiteren Veranstaltungen. Die Stimmung wurde schlechter und wir verbrachten die Zeit mit Streiten: über das Konsumverhalten im Juz, die Teestube und den Anspruch, den wir an die Mitarbeit der Besucher hatten. Die räumlichen Mängel wurden zunehmend schwieriger. Es zogen sich immer mehr Leute zurück. Die Arbeit blieb an wenigen hängen. Des Öfteren war wieder mal zu. Nach außen und über St. Wendel hinaus stand das Juz immer noch in einem guten Licht. So kam es, dass Anfang Dezember eine Delegation der russischen Jugendorganisation Komsomol bei ihrem Saarlandbesuch sich auch das Juz St. Wendel zeigen ließ. Doch für die wenigen Leute, die das Juz am Leben halten wollten, war 1982 kein gutes Jahr. Es fehlte nicht viel für einen worst case. Der kam dann im neuen Jahr.

Der reaktionäre und dynamische Klaus Bouillon von der CDU wurde mit 35 Jahren am 1.1.1983 Bürgermeister. Für die verbliebenen Juzler war dieser Gegner zu übermächtig und die Lage schien aussichtslos. Sie beschlossen, das Jugendzentrum St. Wendel zu schließen. Und zwar umgehend im gleichen Monat.

Das Versprechen der CDU, wen wundert´s, wurde nicht gehalten. Im August 1983 wurde das Haus abgerissen.

Erste Juz-Aktion 1972
Erstes selbstgedrucktes Flugi