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Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Wie alles begann ... 1990

Das Jugendzentrum Losheim in der „Alten Schule auf dem Feld“ wurde 1975 eröffnet und war über lange Jahre ein zentraler Ort für die Jugendlichen der Gemeinde. Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre gab es dann etliche Turbulenzen und Diskussionen. Die Abgabe von Räumen, Renovierungsaktionen, Veranstaltungsverbote und eine Brandstiftung folgten und ein neuer Bürgermeister, dem die Schließung des Juz ein Herzensanliegen war. Die anschließenden Aktionen des Juz und der Kampf um das Haus wurden von Dirk Neuses und Frank Holzer in einer Broschüre dokumentiert. Im Vorwort berichtet Dirk Neuses von seinen Erlebnissen. 

Zur Zeit, als ich selbst im JuZ aktiv wurde gab es dieses in Form des Gebäudes «Alte Schule auf dem Feld» längst nicht mehr, da das Gebäude angeblich baufällig war und uns somit nicht mehr als Treffpunkt zur Verfügung stand. Dennoch waren wir zu diesem Zeitpunkt immer noch eine relativ große Gruppe junger Menschen, die sich mit großem Engagement und viel Herzblut dafür eingesetzt haben, die alten Räume wieder für das JuZ zurückzugewinnen. Und selbständig und in Eigenverantwortung für das weitere Bestehen des JuZ zu kämpfen.

Dies war für Losheim, so denke ich, eine recht turbulente Zeit. Reinhard Reis (CDU) war gerade zum Bürgermeister gewählt geworden und fuhr einen regelrechten Feldzug, nicht nur gegen das JuZ und seine Mitglieder. Begleitet von unbeholfenen, intriganten Versuchen, die ehemaligen Räume des JuZ klammheimlich an seinen Jagdfreund Professor Paul Müller von der Universität des Saarlandes zu verschachern, das JuZ mundtot zu machen und uns jeden nur möglichen Stein in den Weg zu werfen.

Der VSJS-Zirkuswagen wird vor dem Rathaus platziert und der Bürgermeister nett begrüßt.

Als Notlösung für die schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr nutzbaren Räume in der «Alten Schule auf dem Feld» diente uns zeitweise ein ausrangierter Zirkuswagen, welcher uns
dankbarerweise vom VSJS (Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.) zur Verfügung gestellt wurde. Ansonsten konnten wir zu dieser Zeit einmal pro Woche
einen kleinen Raum im Saalbau für 2-3 Stunden zum Treffen nutzen. Ebenso ab und an die Räume der Aktion 3. Welt. Auf Dauer waren dies natürlich keine tragbaren Zustände.

Der Zirkuswagen wurde von uns mit viel Liebe und persönlichem Einsatz restauriert. In Ermangelung eines uns von der Gemeinde, trotz mehrfacher Beantragung, nicht zur Verfügung gestellten Stellplatzes wurde er in einer Nacht- und Nebelaktion auf dem Carl-Dewes-Platz abgestellt und dort mittels eines PKWs vor dem nicht gewollten Entfernen gesichert.

Ideen braucht der Mensch.

Nach wenigen Monaten musste der Zirkuswagen leider wegen dem bevorstehendem Dorffest vom Carl-Dewes-Platz entfernt werden. Uns wurde dann ein Stellplatz in der Nähe des Fußballplatzes zur Verfügung gestellt. Dort haben wir später übrigen auch noch 3 coole Open-Air-Festivals veranstaltet.

Obwohl wir bis zu diesem Zeitpunkt immer noch keine perfekten Möglichkeiten uns zu treffen hatten, war der Zirkuswagen eine ständige Anlaufstelle für uns und die beteiligten Personen legten sich alle mächtig ins Zeug um die alten Räume des JuZ wieder zu bekommen.

Dies gipfelte z.B. darin, dass wir spontan den Sitzungssaal im Losheimer Rathaus besetzten, wo gerade über die weitere Nutzung und den Verbleib der Räumlichkeiten der «Schule auf dem alten Feld» entschieden werden sollte. Wir besetzten also kurzerhand den Sitzungssaal mit ca. 20 Personen. Denn die Entscheidung über unsere ehemaligen Räumlichkeiten sollte dort plötzlich in einer nicht öffentlichen Sitzung gefällt werden und dass ohne uns die Möglichkeit zur Teilnahme oder Mitsprache einzuräumen.

Dies war inakzeptabel.

Diese spontane Besetzung war ein Paradebeispiel für unseren unvergleichlichen Einsatz,
den Zusammenhalt und unsere Aufopferungsbereitschaft um endlich wieder adäquate Räume zu erhalten.

Es begann nun eine regelrechte Schlammschlacht in den Medien gegen Bürgermeister
Reinhard Reis und seine Vasallen. Diese wurde noch weiter forciert indem Reinhard Reis,
in Eigenregie und ohne Zustimmung des Gemeinderates, versuchte der Aktion 3. Welt ihre Räume, unter dem fadenscheinigen Deckmantel der Flüchtlingshilfe zu kündigen. Dieser hilflose und wenig durchdachte Versuch, politisch Aktive und JuZ-Sympathisanten mundtot zu machen, scheiterte jedoch kläglich aufgrund des großen überregionalen, öffentlichen Interesses und dem Widerstand der Bevölkerung.

Das Sahnehäubschen der ganzen Geschichte war natürlich schlussendlich, dass sich Bürgermeister Reinhard Reis, der sich die Vernichtung des Freien JuZ Losheim in Selbstverwaltung e.V. und aller anderen mit seiner Politik nicht konform gehenden Institutionen, als Ziel gesetzt hatte, später selbst aus dem Amt kickte. Denn er wurde einerseits beim Ladendiebstahl erwischt und darüber hinaus wurden Unregelmäßigkeiten
im Gemeindehaushalt publik. Sein ohnehin zu diesem Zeitpunkt schon wackeliger Stuhl und die Versuche die JuZ-Mitglieder zu kriminalisieren und als terroristische Vereinigung darzustellen, brachen ihm dann endgültig das Genick. Reinhard Reis war als  Bürgermeister für die Gemeinde Losheim endgültig nicht weiter tragbar.

Ich zumindest habe diese Zeit in allen Zügen regelrecht genossen. Ich wartete zu dieser Zeit auf den Beginn meines Studiums und versuchte bei möglichst vielen öffentlichen
Auftritten von Reinhard Reis anwesend zu sein, um die Präsenz des JuZ zu demonstrieren. Mit großer Genugtuung erinnere ich mich an sein ständig aufgesetztes, gequältes Lächeln. Denn ständig waren JuZ-Mitglieder bei seinen Auftritten anwesend, um ihm gehörig den Spaß zu vermiesen.

Ein Highlight war sicher auch die Eröffnung der Kolkrabenausstellung in der Kreissparkasse Losheim, als wir als Raben, Jäger usw. verkleidet und mit zahlreichen Plakaten ausgerüstet unseren Unmut kund taten. Was auch umgehend in der
lokalen Presse mit Fotos und positiven Artikeln kommentiert wurde.
Für mindestens 2 Jahre waren ständig Leserbriefe, Berichte und Kommentare zum Thema Freies JuZ-Losheim oder 3. Welt Laden in der lokalen Presse zu finden und der Druck auf die Gemeinde und Reinhard Reis wuchs immer mehr.

Leider hat uns dies nicht geholfen die alten Räume wieder zu bekommen. Es hat uns aber gezeigt, dass junge engagierte Menschen etwas bewegen können und ihre Träume, zumindest zu einem Teil, verwirklichen und Leben können.

In diesem Sinne. Vereinigt Euch und kämpft gemeinsam für eine bessere Zukunft und eine Welt ohne Krieg, Neid, Profitgier und Intrigen.

Fight the Power!

Diese Zeit wurde sehr, sehr gut dokumentiert von Dirk Neuses und Frank Holzer. Und es war auch mächtig was los damals im Kampf ums Jugendzentrum. Wir können hier zur Webseite der beiden verlinken. Die Chronologie ist quasi minutiös. Eine Dokumentation der Presseberichterstattung ist ebenso genau wie die Schilderung der Ereignisse dieser Jahre.