Years ab 1987 - JUZ Dillingen wird zum Punker Juz
Hier findet ihr die Darstellung der Juz-Jahre von 1987 bis Ende Gelände aus der Sicht eines Dazugehörenden. Wir zitieren aus einem Brief. Der Name ist der Redaktion bekannt. Der Schluss entspricht nicht exakt dem von Paul geschilderten Ablauf. Aber für den Briefschreiber ist das dann auch eine Sorge weniger, wenn er weiß, dass der Verein ordentlich abgemeldet ist.
„auf gehts:
begonnen hat die Geschichte im März ’87, nachdem ein paar Menschen mit lustigen Frisuren mal wieder nen Winter im Stadtpark verbracht hatten. Die Institution JUZ Dillingen gab es schon, wurde jedoch für nichts genutzt außer als Proberaum für ne mittelmäßige Band ohne Namen und Abstellkammer für eine stark feministisch orientierte „Dillinger Frauen-Gemeinschaft“.
Unser Ziel war in erster Linie nen Ort zu haben, wo wir uns nicht den A**** abfrieren und außerdem noch e bissl Musik nach unserem Geschmack hören können“ Weiterhin wollten wir euch nen sicheren Ort vor Faschos haben, die uns damals von Zeit zu Zelt das Leben erschwerten.
Die damaligen Verantwortlichen standen uns mehr oder weniger hilfreich zur Seite, haben uns sogar soweit gebracht, den Verein JUZ Dillingen selbst zu übernehmen {was eigentlich nie unsere Absicht war). Verantwortung brrr…
Nach etwa nem halben Jahr kam dann jemand auf die glorreiche ldee. dass man doch auch Konzerte veranstalten könnte. Vorbild war dabei das unerreichte, legendäre JUZ Homburg; schließiich waren das auch „nur“ ein paar Punks mit einer eigenen Räumlichkeit und dem Recht, dort nach Gutdünken Krawall in Form von Musik machen zu dürfen.
Bands zu engagieren war ne Kleinigkeit, war mit ein paar Telefonaten zu erledigen.
Wir hatten das Vergnügen mit z.B. Spermbirds, 2Bad, Challenger Crew(??), Die Walter11, Arts and Decay, Stigmatized, Crowd of lsolated, NoFX, HDQ Frohlix, Memento Mori, Drowing Roses uvm. Man möge rnir verzeihen, wenn ich welche vergessen habe, irgendwie war die Zeit damals mächtig vernebelt – böse Dillinger Luft :-)).
Die Konzerte wurden leider regelmäßig von der Builerei unterbrochen, unser JUZ lag mitten in einem Wohngebiet, ohne Schallschutz o.ä.. Besonders der herzkranke Nachbar über uns war immer sehr angetan von unseren Aktivitäten. Nach einigem Hickhack mit der Stadtverwaltung hat man sich derart geeinigt, dass wir alle 4 Wochen bis 23h eine Musikantenveranstaltung zur Volksbelustigung zum Spiel bitten durften. Soweit der musikalische Teil; der politische war nicht ganz so lustig: ln ebenfalls regelmäßigen
Abständen wurde die Außenwand von irgendwelchen Fascho-Hohlbirnen beschmiert. Die Erfolge der Cops zur Aufklärung dieser Vorkommnisse hielten sich sehr in Grenzen, wen wunderts? Immerhin war die Stadtverwaltung schnell dabei, die Fassade neu zu streichen um uu vermeiden, dass es aussieht wie in Kreuzberg.
Das man sich im JUZ sehr stark für eine Antifa-Bewegung eingesetzt hat, sei hier auch kurz erwähnt; nach einigen gewalttätigen Konflikten, bei der uns oft Antifa-Leute aus der ganzen Region unterstützten, haben wir dann auch mal eine Demo auf die Beine gestellt, die von immerhin ca. 5OO Menschen aus Gewerkschaften, politischen Parteien oder einfach mit gesundem Menschenverstand begleitet wurde.
Das Ende vom JUZ war dann weniger rühmlich: es war Anfang 90ger, die Mauer war gefallen, wir wurden von Menschen überschwemmt, die Video, Marlborough und Bananen als ihr Lebensziel sahen und Wohnraum wurde knapp. Das Treiben im JUZ war zum Erliegen gekommen, da viele der Aktiven in „die Stadt“ {SB} abwanderten. A.ls Konsequenz daraus hat die Städtverwaltung den Raum für sich beansprucht, um eine Kleiderkammer einzurichten.
Faktisch gibt es den Verein JUZ Dill. noch, er wurde nie wirklich aufgelöst. lch persönlich hoffe, dass niemand schlafende Hunde weckt, sonst könnte vielleicht irgendjemand noch finanziell oder sonstwie zur Verantwortung gezogen werden ..
Alle Angaben sind ohne Anspruch auf Vollständigkeit und der 100prozentigen Richtigkeit; einen potentiellen lnformanten habe ich noch nicht befragen können…..“