VSJS Logo

Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Werner Becker

Im folgenden skizzziere ich Gründung, Motivation und Entwicklung des Juz Altenkessel e.V. in den entscheidenden Jahren 1975 – 1981, in der wir auch Mitglied im VSJS waren.

1. Vereinsgründung am 22. September 1975 auf Initiative der zuvor wiedergegründeten Juso AG, als Verein, um Externe gewinnen zu können. Gründungsmotiv war nicht zuletzt lieber „etwas Praktisch-konkretes“ zu tun.

2. Fast 2 Jahre brauchte es, bis die gewünschten (leertstehenden) Räume erkämpft waren: Juni ’77. (Da war ein Großteil der Gründungsmitglieder bereits wieder ausgestiegen, denen hat es zu lange gedauert). Es war ein 2-stöckiger Anbau am Rathaus, zuvor Bibliothek, davor Schlafhaus einpendelnder Bergleute.

3. In meiner Erinnerung waren (nach bald 50 Jahren) die positiven Erlebnisse, Erfolge und gelöste Probleme haften geblieben, ähnlich bei damaligen Jugendlichen die ich zwischenzeitlich traf und die sich an mich erinnert haben.
Die ganze Realität hat mir mein Schreiben an das Jugendamt der Stadt Saarbrücken, Herrn Mersdorf vom 27.12.1979 ins Bewußtsein gehoben, ich zitiere:
„… die Monate nach der Eröffnung: Absprung der letzten Mitgliieder aus der Kampfphase [vermutlich weil die (juso)-Erwartungen im Juz nicht erfüllbar waren. Folge: Jugendliche von 16-17 Jahre besetzten alle relevanten Positionen.
Bilanz: die im Juz in den vergangenen 2 Jahren geleisteten handwerklichen Arbeiten können sich sehen lassen „, Beispiele:
• Die zur Abwehr der Einbrecher (wegen Getränkekasse und Schallplatten) Stahltür, anstelle der Holztür, hatte ein Handwerker eingebaut, die Sicherung der Fenster im EG mit zugeschnittenen und elektrogeschweissten Stahlgittern erfolgte in Eigenleistung.
• An der gesamten Rückwand des großen Saals (ca. 7 x 4 m): überträgen des Plattencovers von YES – Tales from Topografic Oceans mit Wandfarbe, perspektisch korrekt.
aber: „was die organisatorische Arbeit betraf, sind deutliche Schwächen erkennbar: die handwertklich begabten Jugendlichen erwiesen sich beim Organisieren als nicht sonderlich geschickt, daüberhinaus fehlte meist überhaupt das Bewußtsein für Organisation“. […]
„Anmerkung: Es liegt mir fern, die Schuld an der augenblicklichen Situation auf die Jugendlichen abzuwälzen, ich bin vielmehr der Auffassung, daß es gerade die Aufgabe des JUZ ist, es den Jugendlichen zu ermöglichen, die o.g. Eigenschaften“ zu erwerben.“ In dieser Hinsicht, sind einige Fortschritte erzielt worden, die aber bei weitem nicht ausreichen, um die Entwicklung – insbesondere der letzten Monate – zu verhindern.“
Damit gemeint ist u.a. „der Verlust von 1.746,58 DM aus dem Gertränkeverkauf (37% des Gesamtumsatzes),“ neben Diebstahl auch „Freigetränkeerpressung“ „3 Bier oder ich hau Dir auf die Fresse, Wert?“.
Der Bief ans Jugenamt endet u.a. mit
„3) Die Wiederaufnahme des laufenden Betriebs ist nur dann zu verantworten, wennn ausreichendes Personal von seiten des Jugendamts die organisatorischen  Grundleistungen (Getränkekassenüberwachung) sichergestellt sind.“

Fazit im Rückblick:

Meine (danmalige) Lebensgefährtin und ich haben, nicht zuletzt durch die Arbeit im JuZ, unsere Berufswege gefunden: Sie auf der praktischen Seite, hat Sozialarbeit studiert und beim DW in Aussenwohngruppen gearbeitet. Ich mehr auf der theoretischen Seite (Forschung nach Ursachen und Handlungsmöglicheiten, im Wege eines „Studium generale“).