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Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Die Abenteuerreisen des VSJS/ Teil 2

Stimmungstief im Schneegestöber

Nachdem die Fahrt nach Salecina an Ostern 1979 so gut angekommen war, war allen klar: Das machen wir wieder. 1980 fand somit die zweite Schneefreizeit in Salecina statt. Doch auch dieses Mal gab es schon bei der Hinfahrt eine Überraschung, die niemand vergessen wird, der dabei gewesen ist. Um vom Saarland ins Engadin zu kommen, muss man in der Schweiz über den Julierpass (2.284 m). Dieser ist im Winter gesperrt, und sonst darf man ihn nur mit Schneeketten befahren. Am 3. April 1980 war er offen. Beim Hochfahren fing es langsam, aber sicher an zu schneien, je höher, desto mehr. Irgendwann war Schluss. Es lag so viel Schnee, dass der Bus stecken blieb. 40 Leute versuchten es mit Schieben. Der einzige Spaten nutzte nichts. An Schneeketten wurde nicht gedacht. Keine Chance, weiterzukommen, und es war bitterkalt. Erwin und Berthold liefen los, um Schneeketten zu organisieren. Alle bibberten bei klirrer Kälte und warteten. Als Berthold und Erwin zurückkamen, war die Stimmung im Bus äußerst angespannt. Nachdem die Schneeketten montiert waren, konnte mit allen Leuten der Bus am frühen Morgen aus der Schneeverwehung geschoben werden. In Salecina angekommen, freuten sich einige, in einem schon gut bekannten Haus untergebracht zu sein. Die Neulinge gewöhnten sich schnell daran, mit 20 Leuten in einem Schlafsaal zu übernachten oder morgens und abends in den nicht nach Geschlechtern getrennten Großraumduschen zu duschen.

Draußen lockten viele wieder die Loipe oder für die Anfänger der Babylift oder das sonnige Bergell mit den Kastanienwäldern bei Soglio. Auch die norditalienische Stadt Chiavenna war einen Ausflug wert. Abends, wenn alle zurück waren, wurde gekocht, gegessen und diskutiert, gesungen und gefeiert. Ich hatte Geburtstag, und das war Anlass genug zum Feiern. Hoch sollte ich leben. Ich wurde auf vielen Händen und Armen dreimal hochgeworfen. Das hatte aber eine Kopfverletzung meinerseits zur Folge, da die Decke im Speisesaal niedrig war und ich mit dem Kopf gegen die Holzdecke gestoßen wurde. In dem Gegröle wurde meine Beschwerde nicht beachtet, und so wurde ich dreimal ordentlich „genusst“. Wer abends seine Ruhe suchte, fand sie. In der Bibliothek. Diese hatte Theo Pinkus eingerichtet und war ein richtiger Wohlfühlraum. In ihr fand man Bücher und Zeitschriften, von denen man zuvor noch nie gehört oder gelesen hatte. Es war pure Inspiration. Als dann diese Salecina-Fahrt zu Ende ging, war den meisten klar, dass sie nicht zum letzten Mal hier gewesen waren.

Wo geht´s lang?

Nicht so kalt wie in der Schweiz war es bei der Fahrt nach Holland, auf die Insel Flevoland, die vom 1. bis 15. August 1980 stattfand. Der Campingplatz lag direkt am Wasser, der Bus blieb wieder dabei. Die Teilnehmergebühr betrug 120 DM, Verpflegung musste selbst organisiert werden. Einige fuhren mit dem Auto hin.

Bei dieser und anderen Freizeiten gab es immer wieder Teilnehmer, die kein Zelt hatten oder auch keinen Kocher. Deswegen wurde, meist bei den Vortreffen, versucht, Zelt- und Kochgemeinschaften hinzubekommen. Das war eine gute Solidarität, dank der alle versorgt waren. Zu den Unternehmungen in Holland zählte auch ein Ausflug nach Nijkerk. Dort besuchten Michi und ein paar andere das dortige Folk-Festival. Doch die Heimreise am späten Abend war problematisch. Sie trampten. Aber der Zeltlagerplatz konnte trotz langer Suche nicht gefunden werden. Die schachbrettartig angelegten Straßen waren verwirrend. Der Fahrer, der sie mitnahm, lud dann die Tramper bei der Polizei ab, die bei der Suche helfen sollte. Aber anschließend ging die Irrfahrt im Polizeiauto weiter. Auch die Polizisten wussten nicht, wo der Platz war und konten ihn nicht finden. Es dauerte dann noch gut über eine Stunde, bis die erschöpften Tramper endlich wieder „daheim“ waren.

Kein Wehrdienst in West-Berlin

Bei den meisten Fahrten stand das „Urlaubmachen“ im Vordergrund. Bei den Berlin-Fahrten war das nicht so. Im Herbst 1980 ging vom 24. Oktober bis 1. November für 180 DM nochmal dorthin. Übernachtet wurde wie auf einer Klassenfahrt wieder in einem Jugendgästehaus. Wegen der besonderen Bezuschussung gab es wie gewohnt  „Programm“: Reichstag, Tempodrom, Zoo, Ufa-Gelände usw. Das hielt meisten Teilnehmer aber nicht davon ab, das West-Berliner Nachtleben (es gab keine Sperrstunde) gründlich zu studieren.

Einige besuchten auch Freunde und Bekannte, die in West-Berlin wohnten. Dorthin waren einige junge Männer aus der BRD gezogen, die den Wehrdienst vermeiden wollten. Denn wer damals in West-Berlin wohnte, musste nicht zur Bundeswehr.

Die Bundeswehr war in dieser Zeit schwer damit beschäftigt, ihr Image aufzupolieren. Sie versuchte es mit öffentlichen Gelöbnissen, so z. B. im Saarbrücker Ludwigsparkstadion 2.500 Menschen demonstrierten gegen das Gelöbnis. Wer dem Wehrdienst in der BRD entgehen wollte, musste eine Gewissensprüfung über sich ergehen lassen oder nach West-Berlin ziehen. Erst 1983 wurde dieses Verfahren abgeschafft.

Da im VSJS viele in der KDV-Beratung aktiv waren und diese oft bei den Freizeiten mitfuhren, waren die Bundeswehr und Kriegsdienstverweigerung oft Thema der Gespräche. Übrigens ist die Kriegsdienstverweigerung heute noch nicht vom Tisch, obwohl es seit der Aussetzung der Wehrpflicht keinen Zivildienst mehr gibt.

2021 stellten 209 Menschen einen Antrag. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat sich die Zahl der Antragsteller verfünffacht.

Hinter den Eisernen Vorhang

Die darauffolgende Fahrt war auch keine Urlaubsreise. Denn es kam zur ersten und auch letzten sogenannten Bildungsreise: durch den Eisernen Vorhang in die DDR. Am Ostersonntag 1981, dem 19. April, fuhren 40 Leute aus den Jugendzentren mit dem Zug für eine Woche nach Cottbus. Der Preis von 120 DM für Fahrt Unterkunft, Verpflegung und Versicherung war nur möglich, weil die Fahrt in Zusammenarbeit mit der SDAJ und der FDJ zustande gekommen war. Der Aufenthalt beinhaltete ein sehr vollgepacktes Programm (Spreewald, Besuch von VEB-Betrieben, KZ Buchenwald u.a.), sodass einige davon die Nase voll hatten und „blau“ machten“. Auch büxten manche über Nacht aus und nächtigten in der benachbarten Scheune im Heu. Als die „Abweichler“ auch noch Kontakt zu Jugendlichen in der Stadt aufnahmen und es wagten, diese in das Gästehaus mitzubringen, war das Maß voll.

Dieser „Ungehorsam“ gefiel den Organisatoren überhaupt nicht, und die FDJ-Leitung des Gästehauses in Cottbus versuchte, die betreffenden Personen zu sanktionieren, indem sie ihnen drohte, sie bekämen keinen richtigen Kaffee mehr und das Speiseangebot würde „reduziert“.

Zu dieser Zeit hatte der DDR-Apparat noch alles unter Kontrolle, und von Anzeichen für eine Wiedervereinigung war noch nichts zu spüren. Zwei Monate nach unserer Fahrt in die DDR wurde Werner Teske, 39, wegen Fluchtversuchs in den Westen verurteilt, in der Leipziger Justizvollzugsanstalt das Todesurteil vollstreckt. Es war  die letzte Hinrichtung in der DDR.

Eines hatten die DDR-Aufseher allerdings nicht unter Kontrolle: den Schwarzmarkt für Geldwechsel. Es war verboten, Westmark gegen DDR-Mark einzutauschen, doch der Kurs eins zu fünf war verlockend. So hatten einige der Teilnehmer der Fahrt, die sich trauten, während der Reise nur sehr wenig Geld ausgegeben.

Atomkraft? Nein Danke!

Obwohl die Ferienfahrten des VSJS sehr günstig waren, gab es Jugendliche, die sich selbst diese nicht leisten konnten. Deshalb wurde 1981 noch mal ein Zeltlager im Saarland organisiert. Die fünf Tage vom 17. bis 21. Juni kosteten 20 DM. Die Anfahrt sollte mit den dem Rad erfolgen. Ziel der „Tour de Juz“ war der Sportplatz in Waldhölzbach. Ein Lkw holte an den vereinbarten Abholpunkten das Gepäck ab und transportierte es zum Platz.

Ein weiteres Zeltlager fand jährlich im luxemburgischen Remerschen statt. Es war ein Anti-AKW-Camp, das schon seit 1978 immer an Pfingsten auf dem Bauplatz des dort geplanten Atomkraftwerkes stattfand. Organisiert wurde es hauptsächlich von dem Bund deutscher Pfadfinder aus Rheinland-Pfalz und Atomix aus Luxemburg sowie von französischen und deutschen Atomkraftgegnern. Der Bau des Atomkraftwerkes in Cattenom mobilisierte mehr und mehr Atomkraftgegner im Saarland. Das führte dazu, dass sich der VSJS ab 1980 stärker bei der Organisation des Anti-AKW-Camps in Remerschen engagierte.

Tutto Bene? Von wegen!

1981 freuten sich viele Juzler auf die geplante Sommerfreizeit in der Toskana. An- und Abreise wurden wieder mit dem Zug durchgeführt. Vielen Teilnehmern bleibt  diese Fahrt gut in Erinnerung, denn bei ihr ist einiges schiefgegangen. Es sollte böse Überraschungen und damit verbundene eindrucksvolle Erlebnisse geben.

Angefangen hatte es mit einer Anzeige in der TAZ. Dort bot Thoralf Eppen (Neppen-Reisen ;-)) aus dem Ruhrgebiet seinen neu eingerichteten Campingplatz in dem 600-Seelen-Dorf Selvena in Italien an. Da der VSJS bis dato und auch danach immer versuchte, „alternative“ Anbieter für Unterkunft, Hin- und Rückreise zu finden, passte das. Für 13 DM pro Tag und Teilnehmer inklusive 25 Prozent Inflationsausgleich wurden 40 Leute mit Vollpension für die drei Wochen vom 12. Juli bis 1. August 1981 angemeldet. Im Preis inbegriffen war auch die Nutzung eines Ford-Transit-Busses für Ausflüge, da Selvena sehr abgelegen war. Im VSJS-Büro in der Feldmannstraße 92 gab es ein Vorbereitungstreffen, bei dem die Selbstorganisation dieser Fahrt betont wurde. Es sollte eigentlich keine Betreuer geben. Bei dem Treffen wurde abgestimmt, wer welche Aufgaben übernehmen sollte. So war bei der Hinfahrt mit dem Zug von Saarbrücken nach Florenz niemand vom VSJS-Vorstand oder von den Organisatoren mit dabei, sondern die Teilnehmer reisten alleine. Die jüngsten waren 14 Jahre. Die älteren sollten schauen, dass alles gut ging bei der Fahrt. Ich (damals der ZDL) und Silvi fuhren mit dem Auto vor, denn vor Ort musste ein Bus organisiert werden, um die Zugreisenden vom Bahnhof in Florenz abzuholen. Doch es gab kein Auto, mit dem wir fahren konnten. So kaufte der VSJS einen gebrauchten 2CV, den er nach der Freizeit wieder abstoßen wollte. Die für 600 DM erworbene Ente hatte aber einen kaputten Tank, den man nicht volltanken konnte. So musste auf der 1.070 Kilometer langen Strecke achtmal getankt werden. In Selvena angekommen, suchten Silvi und ich den Platz und konnten ihn zunächst nicht finden, bis wir kapierten, dass das Stück Wiese mit einer Planenbaracke hinter dem Sportplatz der Campingplatz war. Das war ernüchternd. Doch zuerst ging es darum, die Leute vom Bahnhof abzuholen. Wir sprachen kein Wort Italienisch. Morgens um sechs war ich bei der Garage Zinelli in Manciano und bekam es mithilfe des Dictionnaires hin, dem Busfahrer zu erklären, dass wir 34  Leute vom Bahnhof in Florenz nach Selvena zum Zeltplatz bringen mussten. Es klappte.

Es war ein Wunder, dass die Leute von dem mit Steinen übersäten, unwirtlichen Platz mit seinen Disteln zunächst unbeeindruckt waren.

Doch die verstopften Toiletten und die kalten Duschen sorgten für Ärger.  Als es dann die erste Mahlzeit gab und wir essen wollten, konnten wir es nicht glauben: Es gab kein Geschirr. Wir hatten Vollpension, aber ohne Teller und Besteck. Am nächsten Morgen war ich im kleinen Tante-Emma-Laden, und wieder  kam das kleine gelbe Wörterbuch zum Einsatz:

 „Voglio comprare 54 piatti, coltelli, forchette e cucchiai“, und die Frau im Laden schaute mich ganz kurz an und anschließend gelassen in einem Ordner nach, telefonierte kurz und sagte: „Puoi ritirarli domani.” Sie notierte ein paar Zahlen auf einem Zettel und sagte: „Costa 118.000 Lire.“

Doch als wir das Geschirr hatten, fehlte aber bei den Mahlzeiten noch vieles, um auf die Teller zu legen. Das Essen war eine Katastrophe. Es gab keine Butter oder Marmelade zum Frühstück. Die Brötchen kamen manchmal erst, wenn wir mit dem spärlichen Frühstück fertig waren. Die meisten von uns waren ziemlich wütend und sauer wegen der schlechten Versorgung durch den Vermieter Thoralf Eppen.

Zwei Tage nach der Ankunft fingen wir an, uns mit diesen Bedingungen zu arrangieren, und machten das Beste draus. Irgendwie orientierten wir uns nicht an den Problemen, sondern daran, wie wir es uns hier in Italien gut gehen lassen können. Alle hatten schon den Ort erkundet, und von den vier Dorfkneipen wurde die Bar von Wirtin Ida unser Wohnzimmer. Diese war jeden Abend unser Treffpunkt. Es gab dort einen Billardtisch, gelato, chianti und birra zu unglaublich günstigen Preisen. Ida liebte uns alle und vor allem Ottmar, der oft nix bezahlen musste. Wer mangels Verpflegung noch Hunger hatte, konnte bei „Segafredo“ eine Pizza für 1.000 Lire (ca. 1 DM) verspeisen. Wenn wir abends „nach Hause“ gingen, mussten wir immer einen kleinen, schmalen Weg am Dorfausgang nehmen. Dort saßen die Dorffrauen vor ihren Häusern, spannen Wolle oder strickten Pullover, die sie uns gerne zum Kauf anboten. Wir grüßten sie dann immer mit „bonna nocce“, bis wir, allerdings erst kurz vor unserer Abreise, kapierten, dass das Spanisch war und „gute Nuss“ hieß und nicht „gute Nacht“ wie „bonna notte“.

Es gab eine kleine „Restorganisationsleitung“ durch mich als Zivi. Alle zwei bis drei Tage fand eine Vollversammlung statt, auf der Fragen und Unternehmungen besprochen wurden. Der Kontakt zu den Eltern zu Hause war umständlich, was einigen ganz gut gefiel. Denn zum Telefonieren musste man in die Telefonzelle, und es ging nur mit Gettones. Die Gespräche waren sehr teuer und dementsprechend kurz.

Es wurde ein Lagertagebuch eingeführt, in das alle reinschreiben durften und sollten. Davon wurde auch Gebrauch gemacht. Auf der ersten Versammlung wurde darauf hingewiesen, dass in einer abgelegenen Ecke auf dem Platz ein Pro-Familia-Koffer mit Inhalt zur Verfügung stand und dass alle unter 16 Jahren abends vor 22 Uhr zurück auf dem Platz sein mussten. Innerhalb weniger Tage hatten die Italiener aus der Region mitbekommen, dass in Selvena was los war. Sie kamen mit ihren Autos, luden Juzler (vor allem die Weiblichen) zu Spritztouren ein und brachten die jungen Frauen am nächsten Morgen zum Frühstück zurück. Gott sei Dank schrieben wir nicht das Jahr 2023.

Auf dem Platz gab es auch noch andere Bewohner. So war eine Deutschpunkband, „Die Untermenschen“, da. Wir konnten erstmals Punklieder wie „Deutschland abgebrannt, totes Land“ hören. Und Angelika und Cäsario, die mit ihrem Zirkuswagen „Schabernack“ durch Europa zogen, machten auf dem Platz Rast. Sie lebten vom Straßentheater, indem sie Pantomime-Aufführungen machten. Die beiden waren sehr sympathisch, was dazu führte, dass sie später im Juz St. Wendel für Pantomime-Workshops engagiert wurden. Auch eine andere Jugendgruppe vom Jugendhaus Eschborn zeltete hier.

Die schlechte Platzsituation führte zu einer immer gereizteren Stimmung gegenüber dem Vermieter Thoralf Eppen. Das Essen, das seine Küchenfrauen zubereiteten war dauernd zu wenig und schlecht. Die Toiletten waren dreckig, das Duschwasser war kalt. Das angepriesene Staubecken des nahen Flusses, das wir gerne zum Baden genutzt hätten, führte nur knöcheltief Wasser. Da hieß es nichts wie weg.

Aber Thoralfs Ford Transit entpuppte sich als Luftnummer: Er sprang nicht an. Einige von uns, vor allem Joachim, versuchten mehrmals, den Bus zu reparieren. Einmal gelang damit eine Tour an den Bolsenasee, danach war er wieder hinüber. Wir konnten den Bus noch zweimal nutzen, dann war diese Option ganz vom Tisch.

Das sollte uns allerdings nicht davon abhalten, die Gegend zu erkunden. Schon am dritten Tag standen wir mit circa 20 Leuten morgens um 4.30 Uhr in Selvena an der Bushaltestelle und machten uns auf den Weg nach Bolsena, zu dem See mit dem schwarzen Sandstrand. Tags darauf fuhren wieder 15 Leute mit dem Linienbus dorthin. Auf die gleiche Weise wurde die gut erhaltene Etruskerstadt Pitigliano erkundet. Mit Alberto, dem Busfahrer, hatten wir uns mittlerweile schon gut bekannt gemacht.

Einige trampten zu den Schwefelquellen von Saturnia. Dort badeten fast alle nackt in den mit dem heißen Wasser des Baches gefüllten Naturbecken. Und es wurde eine Tagesfahrt mit dem Bus nach Rom organisiert. Doch der Lago di Bolsena war ein Hit. Dort zog es uns immer wieder hin. Hier campierten wir einige Tage am Strand und waren von der Gastfreundschaft der Italiener überrascht. Ein Bauer bot uns an, auf seinem Grundstück am See zu lagern. In einer Gaststätte wurde uns nach dem Essen angeboten, bei dem Wirt im Garten zu übernachten. Einige von uns konnten die drei Wochen so fast kostenlos an dem See wohnen. Bei anderen, kaum zurück in Selvena, kam der Wunsch auf, einen Trip ans Meer zu organisieren.

Also machten wir uns mit den beiden Autos (mangels Kleinbusses) mit viel zu vielen Menschen darin auf den Weg nach Albinia. Mit dem 2CV und dem Peugeot wurden zweimal Leute hin- und zurückgefahren. Einige trampten. Am Meer fanden wir einen etwas geschützten Strandabschnitt an der Flussmündung von Albinia. Dort lagerten wir mehrere Tage, und keiner wollte mehr zurück auf den Platz. Wir machten Kartoffelfeuer und zauselten bis zum Morgengrauen. Als zwei Polizisten auf ihrem Kontrollgang vorbeikamen, setzten diese sich zu uns ans Feuer und warnten uns vor den Carabinieri, denn das Campieren am Strand war verboten. Wir nahmen das gelassen. Ebenso gelassen war die Stimmung. Thoralf Eppen war jetzt weit weg. Es regte sich auch niemand auf, als Günter, der nicht schwimmen konnte, auf seiner Luftmatratze weit draußen auf dem Meer nur noch als kleiner Punkt zu erkennen war.

So waren wir ganz schön unterwegs. Es gab Tage, an denen der Platz komplett verwaist war. Alle waren weg. Da sollte es uns auch nicht wundern, dass die die Zelte ausgeraubt waren, als wir zurückkamen. Aber irgendwie nahmen wir es hin, machten eine Anzeige bei der Polizia und gingen bei Ida Bier trinken.

Irgendwann waren die drei Wochen vorbei. In der letzten Woche gab es noch mal einen Ausflug nach Pitigliano, wo wir mit Paulo und Paolo verabredet waren. Mangels des Busses mussten im 2CV wieder neun Leute Platz nehmen. In Pitigliano trafen wir im Straßencafé unseren Busfahrer Alberto, der uns oft chauffierte. Er konnte uns alle gut leiden. So lud Alberto die gesamte Meute des VSJS zum Pizzaessen nach Sorano ein. Unglaublich!

Am letzten Tag gab es auf dem Platz ein Abschiedsfest. Thoralf war weg, und wir besetzten die Küche. Es gab Pellkartoffeln mit Zwiwweltunkes, genug Wein und Bier. Das halbe Dorf war anwesend, Alberto war selbstverständlich auch da.

Das Fußballspiel der „Deutschen“ gegen die „Italiener“ verloren wir haushoch. 

Trotz aller Widrigkeiten war die Stimmung unglaublich gut. Das Improvisieren gefiel allen. Wir hatten viele sehr nette Italiener und Italienerinnen kennengelernt. In dem Dorf fühlten sich alle wohl. 

Im Zeltlager fühlten sich einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer „sehr wohl“. So war am Ende der drei Wochen nicht mehr ganz klar, wer in welchem Zelt wohnte.

Dem Ärger über den Vermieter wurde mit bösen Gedichten und Eintragungen im Lagerhandbuch Luft gemacht. Inga Rumpf, die jüngste von allen, war da besonders einfallsreich. Dann stand bald die Heimreise bevor.

Wir machten uns bereit für die Rückfahrt mit dem Zug ab Florenz. Aber mit der Heimfahrt war die Aufregung noch nicht vorbei. Einige von uns, die schon etwas früher nach Florenz gereist waren, wurden beim Übernachten im Park ausgeraubt. Die Zugfahrt selbst war auch noch eine Hürde: Wir hatten noch keine Fahrscheine. Diese sollten von dem Saarbrücker Reisebüro DER für uns am Schalter hinterlegt werden. Waren sie aber nicht. Nach einigen heftigen Diskussionen am Schalter, umständlichen Telefonaten mit wenigen Worten Italienisch und einem sehr aufmüpfigen Verhalten der Juzler am Bahnsteig und am Gleis konnten wir endlich im Liegewagen die Heimfahrt über Straßburg antreten.

Etwas außergewöhnlich war die Heimfahrt von Silvi und Ralf. Die beiden fuhren den VSJS-2CV zurück. Ralf wollte unbedingt Silvi am Steuer ablösen, hatte aber gar keinen Führerschein. Noch schlimmer: Er konnte auch nicht fahren – was er natürlich geheimhielt. Jede Kurve war eine Gefahr. „Und die beiden sind auch schön im Graben gelandet. So ein 2CV ist aber leicht. Man kann ihn einfach wieder rausheben.;-) Ne Reifenpanne und kein Geld waren auch eine Herausforderung. Nette Menschen halfen. Und die Bremsen waren etwas überfordert: die Fahrt durch die Alpen hatten sie quasi zum Glühen gebracht und im Tal angekommen bretterte der 2CV einfach über ne rote Ampel drüber – gut, dass es schon spät war und in der Stadt daher kaum Betrieb. Die Zwei gibt es also noch hienieden. (Anm. SB)“ Aber es wäre auch keine richtige VSJS-Fahrt gewesen, wenn nicht alles gut gegangen wäre.

Kein Cappuccino in der Zelle

Die dritte Salecina-Fahrt vom 27. März bis 4. April 1982 war für einige wie heimkommen. Die Teilnehmerzahl war begrenzt. Der Preis lag bei 230 bis 300 DM für nur acht Tage, sonst würde es zu teuer.

Im Engadin bot sich uns an, eine Ausflugsfahrt mit der Rätoromanischen Eisenbahn durch eine bezaubernde zugeschneite Bergwelt ins italienische Tirano zu machen. Der Bahnhof war hier quasi die Grenze. Als der Zug ankam, rannten wir zur Toilette, weil es dringend war. Das war keine gute Idee. Die Carabinieri hatten uns sofort im Blick und in der Toilette gestellt und abgeführt. Nach dem Verhör konnten wir die Polizeistation ungeschoren wieder verlassen.

Kurz vor Ende dieser Salecina-Fahrt wollten Michi und ich noch mal kurz über die Grenze nach Italien, um einen Cappuccino zu trinken, und gingen zu Fuß bei Castasegna über die Grenze. Wieder keine gute Idee. Die Carabinieri schlugen zu und nahmen uns in Gewahrsam. Nach stundenlangem Verhör und Durchsuchung bekamen wir ein Dokument mit, das bestätigte, dass bei uns Sprengstoff vermutet wurde.

1982 war das Büro einige Monate unbesetzt, und es gab keine Sommerfahrt.

Die vierte, zehntägige Salecina-Freizeit vom 22. bis 31. März 1983 war die letzte dorthin. Der Preis, mittlerweile 320 bzw. 420 DM für zehn Tage, war für viele von uns schon etwas happig. Diejenigen, die nun schon mehrmals in Salecina waren, freuten sich unter anderem auf das obligatorsiche und  sagenhafte Käsefondue, wie man es nur in der Schweiz bekommt. Doch wer wieder an den Gletscher Morteratsch wanderte, musste zur Kenntis nehmen, dass die Gletscherzunge in den letzten vier Jahren deutlich zurückgegangen war. Etliche Salecina Fahrten gab von nun ab nur noch privat

Auf zum Lac St.Croix

1983 war wieder Frankreich ein Ziel des VSJS. Am Lac de Sainte-Croix zelteten rund 50 Leute vom 16. Juli bis 7. August. Das Camp war direkt am Ufer, auf einem Gelände, das die Gemeinde zur Verfügung gestellt hatte. Das Wasser war sehr kalt, und das Schwimmen kostete Überwindung. Trotz Hochsommer. Beim fußläufig erreichbaren richtigen Campingplatz war ein kleiner Supermarkt, in dem man einkaufen konnte. Für 250 DM bei Selbstverpflegung konnte man mitfahren. Für die Hin- und Rückfahrt war das Buskollektiv aus Stuttgart gewählt worden. Der Bus blieb vor Ort, nutzte uns aber nichts, weil er die ganze Zeit kaputt war. Viele Tage wurden mit Reparaturen in Manosque verbracht, sodass wir ihn nicht nutzen konnten. Es war die erste Freizeit, bei der Fahrräder dabei waren. Doch das mit den Fahrrädern war ein Flop. Bei den steilen Hügeln rund um den See wollte niemand Rad fahren. Das hätte man auch vorher wissen können.

Zum Glück hatten wir einen Fiat-Kleinbus dabei, mit dem wir Touren nach Aups und Umgebung machen konnten. Ein Treffpunkt der Leute war die Pizzeria am Turm von Artignosc-sur Verdon, die eine halbe Stunde vom Platz entfernt war.

Es war übrigens die erste Fahrt des VSJS, bei der jemand gegen Bezahlung (300 DM) engagiert wurde, um die „Betreuung“ der Teilnehmer mit zu übernehmen.

Die Heimreise stand wieder mal auf wackeligen Füßen. Denn ob der notdürftig reparierte Bus es bis ins Saarland durchhalten würde, war erst nach der Ankunft dort gewiss.

La dolce vita

Die zweite Toskana-Freizeit, 1984 (eigentlich eine Fahrt ins Latium), war kein Vergleich zu der Fahrt nach Selvena. Aufgrund der schlechten Erfahrung mit Thoralf Eppen machten Hasi und Manni eine Vorfahrt und reservierten auf dem Campingplatz in Bolsena direkt am See einen Bereich für den VSJS. Die Anreise mit dem Bus fand am 23. Juli statt. Der Bus blieb nicht am Platz. Der Preis, 300 DM bzw. 360 DM mit Selbstverpflegung, war schon etwas höher als bisher. Alles war gut organisiert.

Viele der letzten Toskana-Fahrer waren wieder dabei. Es wurden, wie gewohnt, kleine „Wohngemeinschaften“ versucht, um das Kochen für die Unerfahrenen einfacher zu gestalten. Allerdings  ließ es sich nicht vermeiden, dass dann doch jemand seine Raviolidose direkt auf dem Campingkocher warm machte. Aber es gab auch Lernerfolge, z. B. beim Zubereiten von Salatsoßen.

Die fußläufige Nähe zur Stadt und der direkte Zugang zum Strand mit dem schwarzen Vulkansand waren klasse. Vollversammlungen waren kaum notwendig, es klappte alles, da viele alten Hasen dabei waren. Da der Bus vor Ort fehlte, gingen die Leute auf eigene Faust auf Erkundungstrips in die Umgebung des Sees. Einige trampten u. a. auch wieder nach Albinia ans Meer oder nach Orvieto. Dabei hörten wir Gianna Nannini und erfuhren, dass sie bald die Nummer eins in Italien sein würde. In Albinia schliefen wir wieder am Strand. Unterwegs trafen wir Leute von der Parti radical und kamen auf Dorffeste der KPI. Politik stand auch bei dieser Fahrt hoch im Kurs.

Da bei den Freizeiten oft Leute mitfuhren, die in diversen politischen Kreisen aktiv waren, kam es unvermeitlicherweise zu Diskussionen und Gesprächen über Berufsverbote, alternative Arbeitsplätze, Aufrüstung, neue Wohnformen, Umweltschutzfragen u. v. m. Ein mitgebrachter Sonnenbackofen sollte uns schon 1984 auf die Möglichkeiten der Sonnenenergie als Alternative zum Atomstrom aufmerksam machen. Allerdings reichte der Ofen nur dafür aus, das Spülwasser fürs Geschirr etwas zu erwärmen. Etwas heißer her ging es bei der Debatte im Strandcafé des Campingplatzes über den Kronstädter Matrosenaufstand 1921. Nur mit größter Selbstbeherrschung konnten Handgreiflichkeiten vermieden werden. Am nächsten Tag war allerdings wieder Frieden eingekehrt.

Als die Heimfahrt am 12. August bevorstand, musste viel Geduld aufgebracht werden. Am Abfahrtstag waren alle trotz des vorabendlichen Zauselns früh aufgestanden, um die Zelte abzubauen und zu packen. Alle waren um zehn Uhr bereit für die Abfahrt. Doch der Bus kam nicht. Nach einem halben Tag „Warten“ war er endlich da. Ohne Mobiltelefon war die Logistik noch etwas anders.

Die  dritte Italien-Fahrt 1985 ging wieder  in das Latium auf einen Campingplatz direkt am Lago di Bracciano vom 13. Juli bis 3. August und kostete 320 DM.  Bei einer Vorfahrt im April hatten Ralf, Hasi und Andi den Platz ausgemacht. Der Platz lag nur rund 50 km nördlich von Rom und war gerade frisch eröffnet. Der VSJS und eine andere Jugendgruppe waren die ersten und einzigsten Bewohner des Platzes. 

Im Land der Nelkenrevolution

Vom 29. Juni bis 19. Juli 1986 fand die erste Portugal-Freizeit in São Jacinto auf der Landzunge der Lagune bei Aveiro statt. Die Busfahrer von Globus e. V. übernachteten zu Beginn in Saarbrücken privat. Fahrräder und Surfbretter konnten im Busanhänger mitgenommen werden. Die drei Wochen kosteten 350 bzw. 400 DM. Diejenigen, die nicht mehr in den Bus passten, reisten mit Pkw oder dem Blattlaus-VW-Bus an. 75 Leute waren dabei. Es gab keine einzige Vollversammlung. Die beiden Hauptorganisatoren hatten sich verkracht, die Leute organisierten sich selbst. An dem Platz gab es eine schöne Kneipe mit großer Terrasse. Die Getränke waren supergünstig. Nebenan gab es Hähnchen und Pommes, neben dem Bacalhau eine der günstigen Hauptspeisen in Portugal. Von der Blutegelsuppe, die an der Lagune eine regionale Spezialität sein sollte, wollte keiner probieren.

Einige setzten sich mit den Fahrrädern ab oder trampten durchs Land, fuhren nach Lissabon, Coimbra oder Porto oder besuchten z. B. die Stadt Grândola, in der 1974 durch die Nelkenrevolution die Militärdiktatur abgeschafft worden war. Heute steht auf einem großen Platz in Grândola eine Tafel mit der portugiesischen Verfassung.

Diejenigen, die am Platz blieben, brauchten zehn Minuten zu Fuß um durch den Pinienwald an den weiten Strand zu gelangen. Hier war das hüllenlose Baden ohne Spanner angenehm entspannt. Nur auf die hohen Wellen und die Strömung musste man aufpassen.

Ein Juzler wurde mit seinem Surfbrett auf dem Meer abgetrieben und war verschwunden. Einen offiziellen Notruf setzte niemand ab. Einige weibliche Juzler  hatten guten Kontakt zu den jungen, gut aussehenden Soldaten des benachbarten Haubschrauberfliegerhorstes. Sie kannten sich aus der Bar am Campingplatz. Die Piloten hielten, als sie davon erfuhren, bei ihren Flügen Ausschau nach dem Verschwundenen. Er war nicht auffindbar. Doch dann irgendwann tauchte er mit seinem Surfbrett wieder in der Lagune auf. Er war, nachdem er um die Landzunge herumgepaddelt war, wieder zurückgekommen.

Alle waren begeistert von den gegrillten Sardinen, die es in Portugal an jeder Straßenecke gab. Die wollten wir nun selber grillen. So wurden säckeweise Sardinen gekauft, und es gab tagelang nur gegrillte Sardinen. Doch am dritten Tag war der Gestank der noch nicht gegrillten Sardinen so groß  und penetrant, dass das Projekt aufgegeben wurde.

Der Platz in São Jacinto war gerade groß genug, um die VSJS-Leute zu beherbergen. Somit hatte man den Platz fast für sich allein. Andererseits waren die An- und Abreise (je fast zwei Tage) sehr anstrengend. Die sanitären Anlagen waren gewöhnungsbedürftig und mangelhaft. 

Marcel hat da eine besondere Erinnerung.

Ein Hoch auf die Autonomie

„Niemand kann behaupten, dass je eine VSJS-Freizeit unkompliziert abgelaufen wäre. Ein Beleg dafür ist die Sommerfahrt in die Nähe von Aveiro (Portugal) anno 198*. Auf Autonomie bedacht, fuhr ich mit dem eigenen Auto an, keine falsche Entscheidung im Sinne der Allgemeinheit, wie sich dann zeigen sollte. Die Erinnerung an dieses Camp, wo Solidarität ganz im Sinne der Juz-Bewegung dann die entscheidende Rolle spielen sollte, sind heute sehr verschwommen.

2300 Kilometer lang war die Anfahrt, heute schwer zu rekonstruieren – durch Frankreich, durchs Baskenland, durch die Weite des spanischen Hochlandes, die Sierra, die einem ja vor allem durch die Bekanntheit ihres Schinkens ein Begriff ist. Die Eindrücke kurz vor dem Eintreffen an der portugiesischen Atlantikküste sind tröstlicher, denn die portugiesischen Flüsse, die wir überquerten, waren hellblau oder glasklar grün. Sie luden zum Baden ein. Ein solches Wasser hätte man sich für den gesamten Aufenthalt gewünscht. 

Als unsere kleine Reisegruppe auf dem Campingplatz ankam, war dieser schon ausgiebig von der VSJS-Gruppe eingenommen. Er ist wie immer: Die Wahl war einfach gut – optisch wie preislich – jedenfalls bis zu dem Tag, an dem die Pestilenz ihn heimsuchte.

Ökologisch sollten sie sein, solche Freizeiten, auch damals schon. Der Campingplatz von Aveiro hatte dafür – gemessen an den Standards der 1980er Jahre – etwas Besonderes zu bieten. Wem die nun folgende Darstellung zu technisch erscheint, wird zwei Abschnitte weiter unten verstehen, warum sie als Einführung notwendig ist.

Der Campingplatz war klein, wartete aber mit einer Besonderheit auf, die in vielerlei Hinsicht rational erscheint: Er besaß in all seiner Improvisation einen geschlossenen Wasserkreislauf. Das Wasser wurde aus dem Boden gepumpt, wohin es auch wieder ablief und dann versickerte. Ob Gründen der Kostenersparnis, ob als Vorbote des heute hocherwünschten Recyclings, gewann man das kostbare Nass aus dem eigenen Grund direkt unter der ausgetrockneten Erdoberfläche. 

Effekt 1: Alles, was absickerte, kam auch wieder an die Oberfläche. Nicht nur das Wasser von Waschbecken und Dusche, nein auch als das Wasser aus der Toilette. Unglück, nimm deinen Lauf. Glückliche Campinggäste benutzten ihr eigenes Abwasser zur Verrichtung all ihrer Geschäfte. Wo der eine die Zähne putze, duschte der andere und ein dritter saß oder stand auf der Toilette.

Effekt 2: Der halbe Campingplatz war binnen Tagen krank. Hatte man sich die selbsterzeugte Kloake über den eigenen Mund sich selbst wieder als reinigendes Zahnputzwasser zugeführt? Niemand wird das jemals genau herausfinden.

Effekt 3: Der medizinische Notstand bedurfte professioneller Hilfe. Dafür bot sich allein das nahegelegene Kreiskrankenhaus an. Fahrzeuge waren leider Mangelware: Nur ich hatte ja mein Auto, autonom vorplanend, am Start. 

Effekt 4: Der vorhandene Kleinwagen wurde zum echten Gesundheitsretter. Er leistete mit seinem Fahrer Nothilfe, weil der Bus sonst wo spazieren fuhr. Als Fahrer durfte ich die leicht bis schwer Erkrankten in das mehrere Kilometer entfernt gelegene Hospital fahren. Alle wurden versorgt, Wunderheilung blieben aus. Aber es erholten sich allmählich alle, und langwierige Vergiftungserscheinungen traten nicht auf. Tote auf Basis des Wasserkreislaufs: Glücklicherweise Fehlanzeige.

Soweit mein Gedächtnis reicht, ging die Freizeit gut zu Ende.

Ein Hoch auf die Autonomie

Im Vorstand des VSJS gab es große Zweifel, nochmal dorthin zu fahren. Doch mangels einer guten Alternative, hauptsächlich wegen der optimalen Größe und Lage, kam es anders. Portugal war günstig und Regen eher selten.
So wurde für die nächsten vier Jahre dieser Platz das Ziel der VSJS-Freizeiten.
Die letzte Portugal-Freizeit fand 1990 vom 14. Juli bis 4. August statt, mit den Busfahrern Markus und Thomas und dem Bus „Der Saarländer“.

Die „Saarländer“ verabschiedeten sich von Portugal mit einem Fuß- und einem Volleyballspiel gegen die Portugiesen. Beide Spiele wurden klar verloren.

Salecina - alle Fahrten

Holland 1980

Waldhölzbach

Remerschen - Cattenom Pfingstlager

DDR 1981 - schon sehr besonders

Toscana - Selvena 1981

Lagerlogbuch
Pitigliano
Gegenüber von Idas Bar
Günter, irgendwo da draußen mit seiner Luftmatratze und nobody cares

Salecina 1982

Eine sonderbare – aber in der damaligen aufgeheizten Zeit – nicht so verwegene Geschichte ist hier dokumentiert und wird noch übersetzt.

Aups und Lac St. Croix

Da gab es wohl auch ne Panne?

Portugal: Aveiro ´86 und ´90