VSJS Logo

Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Durch die heftige Projektarbeit in den Nullerjahren war das Verbandsteam im Jahr 2010 bereits auf 12 Beschäftigte angewachsen. Ein Umzug in die neue Geschäftsstelle in der Blumenstraße stand an. Um die Arbeitsplätze zu sichern ging es mit neuen Projektideen munter weiter. Die Themenpalette war breit gefächert. Es wurde wie immer an realen Problemstellungen in den selbstverwalteten Jugendzentren angeknüpft und modellhaft Lösungsansätze entwickelt. Das Verbandsziel, die hiesige Jugendtreffszene zu stärken und auszubauen, immer fest im Blick.

Während zunächst noch Hip-Hop die Szenerie dominierte, widmete man sich ab Mitte des Jahrzehnts dem großen Thema der Demokratieförderung. Damit kehrte man zu den Wurzeln der Verbandsgeschichte zurück. In den Pamphleten der Anfang der 70er Jahre gegründeten Jugendzentren war Demokratie der Schlüsselbegriff. Die demokratische Erneuerung der Gesellschaft sollte durch die Orte, in denen Demokratie praktisch gestaltet und gelebt wird – den selbstverwalteten Jugendzentren – vorangebracht werden. Solcherlei Erkenntnisse ergaben sich aber erst im Lichte des Jubiläumsprojektes. Aber dass man nach fast 50 Jahren wieder an die Wurzeln der Bewegung anknüpft, ist durchaus bemerkenswert. 

culture-united: Vereint für Respekt und Toleranz

Die erste Phase des Jahrzehnts war noch deutlich von der HipHop-Kultur geprägt. Bereits 2009 begann das Projekt culture-united und startete ab 2010 so richtig durch. Über drei Projektjahre wurde die HipHop-Kultur in die saarländische Juz-Szene getragen.

Einen Schwerpunkt bilden von Beginn an die Rap-Workshops. In insgesamt 15 saarländischen Jugendzentren wurden regelmäßig Rap-Workshops angeboten und insgesamt ca. 300 Jugendliche nahmen teil. In etlichen Jugendzentren wurden eigene Rap-Studios eingerichtet. Zu Beginn wurden mehrere Jugendliche (mit Migrationsgeschichte) selbst zu Workshop-ReferentInnen ausgebildet. Projektmitarbeiter Torsten Link: „Das Auftreten der jungen Workshopleiter ist für die gleichaltrigen Jugendlichen viel glaubwürdiger als alle Pädagogik von Erwachsenen. Die regelmäßige Teamarbeit, die eigene Sprache finden für das, was man sagen will, die Aufnahmen, die immer wieder wiederholt werden müssen, und die Konzentration beim Abmischen am Computer. All das erfordert eine Menge Engagement und Arbeit. Aber wenn die Workshopteilnehmer am Ende ihren eigenen Song auf einer CD wiederfinden oder man seinen ersten kleinen Auftritt im Jugendzentrum hinter sich gebracht hat, vermittelt das so viel Stolz und Anerkennung, dass sich die Mühe auf jeden Fall gelohnt hat.“ So können Bildungsprozesse auch gestaltet sein, und es zeigt das Potential des Projektes: Wenn man Jugendliche bei ihren Stärken packt, entwickeln sie ein bisweilen unbekanntes Engagement, das weit über den Workshop ausstrahlt. Dies bestätigte auch ein Lehrer in Blieskastel, der im Rahmen eines Klassenprojektes einen Rap-Workshop im Juz mitorganisierte: „Das war wohl für alle ein Highlight der besonderen Art. … und überhaupt: Die „geschundenen H-Schüler“ trugen ihren Kopf alle ein wenig aufrechter. Also: Egal, ihr habt ihnen eine ganz tolle Erfahrung, ein einmaliges Erlebnis geschenkt“, beschrieb der Lehrer seine Eindrücke in einer Mail an die Referenten. So sollte Schule sein.

Provokant wurde es, als ein Workshopteilnehmer, der akut von Abschiebung bedroht war, die zuständige Innenministerin bei einer Veranstaltung mit seinem Song konfrontierte:

Ihr wollt mich abschieben und wollt, dass ich jetzt geh.
Was ist abschieben?, ich kann das nicht verstehen.
Wir leben hier und die Akten sind noch leer.
Was hab ich falsch gemacht? wer hasst mich? wer sagt mir wer?
Um das Saarland gibt es eine unsichtbare Mauer für mich
und wenn ich gehen muss, dann trauere ich.
Ich bin M. und sechzehn, muss zurückgehn
und ich wollt hier echt leben.

Bei all diesen Ereignissen zeigte sich, warum HipHop als ästhetisches Ausdrucksmittel gerade bei marginalisierten Jugendlichen ein hohes Ansehen genießt. Ob in New York in den Anfängen der HipHop-Bewegung oder aktuell in Lebach geht es um Kämpfe um Anerkennung, um einen Platz in der Mitte der Gesellschaft statt eines Daseins als Randexistenz.

Neben den regelmäßig stattfindenden Rap- und Tanzworkshops wurden auch immer wieder Einzelveranstaltungen organisiert. Höhepunkte waren die über 30 Rap-Contests oder die Präsentation einzelner Projektergebnisse auf große Bühne. So wurde ein Filmprojekt von Migrantenjugendlichen aus Saarlouis im Bundestag vorgestellt. Auch eine weitere Aktion führte eine Gruppe von Workshop-TeilnehmerInnen nach Berlin – aber auf eine ganz andere Bühne: Jugendliche aus Saarlouis und Lebach beteiligten sich mit Video-, Rap- und Tanzprojekten an einer bundesweiten Aktion. Als Höhepunkt wurden alle beteiligten Jugendlichen zur Abschlussveranstaltung nach Berlin eingeladen, wo sie zusammen mit Kool Savas auf einer Bühne performen konnten. Dieser Ausflug nach Berlin war für alle TeilnehmerInnen ein einmaliges Erlebnis, welches nochmals die Anerkennung ihrer Leistung zum Ausdruck brachte.

Aber Berlin war nur das Sprungbrett, nun wurde es international. Ein weiteren Projekthöhepunkt stellte der deutsch-französische HipHop-Austausch mit der Stadt Nantes und später Strasbourg dar. Man besuchte sich gegenseitig und produzierte gemeinsam Songs und Videos. Und es gab unvergessliche Auftritte, Freestyle-Battles und öffentliche Anerkennung für die jungen KünstlerInnen auf internationaler Bühne.

Natürlich waren die Teilnahme bei internationalen Hip-Hop-Austauschprojekten oder die Auftritte vor großem Publikum in Berlin die Projekthighlights, die den beteiligten Jugendlichen Anerkennungserfahrungen ermöglichten, die ihnen außerhalb solcher Projektmaßnahmen verwehrt bleiben. Aber auch andere Projektangebote, wie die Produktion von Musikvideos in den Juzen und die regelmäßig organisierten Konzerte, Jams und Contests, bei denen viele der jungen KünstlerInnen erste Bühnenerfahrungen sammeln konnten, zeigen: HipHop aktiviert zum Mitmachen und steht für Gemeinschaft. Toleranz, gegenseitigen Respekt, Anerkennung für künstlerische Leistung, Verantwortung übernehmen für das gemeinsame Projekt – diese Werte der HipHop-Szene wurden besonders betont. Damit konnte ein wesentliches Projektziel erreicht werden: die Jugendzentren für Jugendliche unterschiedlicher Herkunft zu öffnen und auf ein tolerantes, respektvolles Miteinander hinzuwirken – und nebenbei jede Menge junge Talente zu entdecken und zu fördern.

Offen für Vielfalt

Das Folgeprojekt „Offen für Vielfalt“, das ebenfalls über Bundesmittel finanziert wurde, lief bis Ende 2014 und schloss nahtlos an das Vorgängerprojekt an. Allerdings erweiterte man nun den Focus und schaute einmal genauer hin, welche Jugendliche von einzelnen Jugendzentren erreicht werden und welche nicht – und warum nicht. Dabei konzentrierte man sich auf die Jugendzentren und Jugendtreffs, die gerade nicht besonders gut liefen. Und dadurch wiederum war festzustellen, dass vor allem in den Umlandgemeinden um die Landeshauptstadt einiges im Argen lag. Es wurden Sozialraumanalysen gefertigt mit der Erkenntnis, dass die Juze gerade von den Jugendlichen nachgefragt werden, die von Haus aus weniger Ressourcen zu einem gepflegten Miteinander, sondern eher ausgereiftes Chaospotential mitbringen. Das ist jetzt nicht abwertend gemeint. Die Verhältnisse sind halt so. So sollten sie aber nicht bleiben. Denn die Zielsetzung lautete, gerade solche Jugendliche zu empowern, die ansonsten einen großen Bogen um Einrichtungen machen, die ihnen mit irgendwelchen nervigen Anforderungen begegnen. Wenn Schule schon so Scheiße ist, braucht man vielleicht gerade einen Raum, in dem man erstmal sein kann wie man gerade ist, der aber ganz nebenbei gleichzeitig auch Möglichkeiten bereithält, an oder in denen man wachsen kann.

Und dann kam wieder das projektbedingte Experimentieren mit diesem und jenem methodischen Zauber. Mit den Hip-Hop-Angeboten hatte man ja schon mal gute Ansätze aus dem vorherigen Projekt mitgenommen, jetzt kamen neue hinzu. Kurz und gut, nach den drei Projektjahren konnte man Erfolge vermelden. In der Berichtsprosa liest sich das so: Die Einrichtungen pendelten im Projektverlauf zwischen Phasen intensiver Aktivierung und Phasen eigenverantwortlicher Öffnung. Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit durch gelingende Schritte der aktiven Beteiligung ermöglichte die Zunahme von Selbstvertrauen und eine deutliche Stärkung von Kompetenzen wie Dialogfähigkeit, Gemeinsinnorientierung, Konfliktlösungsfähigkeit, Teamfähigkeit gerade bei Jugendlichen, die in anderen Bildungsfeldern eher demütigende Erfahrungen des Scheiterns machen. Die selbstorganisierte Offene Jugendarbeit erwies sich für die beteiligten Jugendlichen als ein Feld, in dem enorme Aktivitätspotentiale geweckt werden können, und zeigte, dass dies ein wichtiger gesellschaftlicher Bereich zur Erfahrung von Selbstwirksamkeit, Anerkennung und sozialem Lernen im Gruppenkontext für Jugendliche ist, die ansonsten eher negativ im öffentlichen Raum wahrgenommen werden.

Die Erfolge des Projektes wurden nicht nur in den individuellen wie kollektiven Wachstumsprozessen kenntlich. In der Zusammenarbeit mit drei weiteren Projektpartnern wurden auch langfristige Kooperationsbeziehungen etabliert. Gegenüber dem involvierten Jugendamt konnte dargestellt werden, dass es manchmal gute Gründe gibt, warum die Selbstverwaltung in Jugendzentren nicht so rund läuft und vielfältiger Unterstützung bedarf. Und dass dies weniger mit der „Jugend von heute“, als vielmehr mit der rasanten Armutsentwicklung in sozial abgehängten Ecken des Landes zu tun hat. Dieser Abwertung von Menschen und Lebensräumen etwas entgegenzusetzen, kann das Jugendzentrum vor Ort nicht leisten, lediglich Symptome lindern – eine Erkenntnis, die daran erinnert, dass Jugendarbeit als Teil Sozialer Arbeit einmal ein politisches Mandat besaß (oder besitzt?), das ernstgenommen wurde.

Demokratie lernen durch Selbstorganisation

Eine weitere Dynamisierung der Verbandsaktivitäten erfolgte durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ ab 2015. Durch das Programm sollten Projekte zur „Demokratiestärkung im ländlichen Raum“ gefördert werden. Unser spontaner Gedanke dazu war: Das machen doch die vielen selbstverwalteten Jugendtreffs und Jugendclubs bei uns auf dem Land „at it’s best”, Denn erstens braucht jede Demokratie sozial engagierte (junge) Menschen, die es gelernt haben sich um die eigenen und öffentlichen Belange zu kümmern, und zweitens übt man bei seinem Engagement im Jugendtreff immer auch demokratische Spielregeln ein. Das überzeugte und ermöglichte uns fünf Jahre lang diese Demokratiebildung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und gezielt zu fördern.

Kaum hatten wir mit dem Projekt losgelegt, kamen auch schon neue Herausforderungen auf uns zu. Die Ankunft junger Geflüchteter aus Syrien, die aufgrund der dezentralen Unterbringung auch in den ländlichen Gemeinden eine Zuflucht suchten, brachten uns auf die Idee, gezielt Ankommensangebote in den Jugendzentren und Treffs zu organisieren. Wir initiierten die „Internationalen Treffs“ in dreizehn Einrichtungen, luden die jungen Geflüchteten ein und betreuten die Angebote in Kooperation mit den Aktiven vor Ort. Es ergaben sich beeindruckende Erlebnisse beim gemeinsamen Spielen und Feiern, bei Ausflügen oder Renovierungsaktionen im Juz. Die Rückmeldungen waren äußerst positiv. Nicht nur, dass die jungen Geflüchteten die deutsche Sprache en passant in Alltagssituationen lernen konnten, sondern es ergaben sich auch Freundschaften und Netzwerke, die konkrete Unterstützung auch für berufliche Perspektiven ermöglichten. Für die „Internationalen Treffs“ wurde der Verband 2017 von der Landesregierung und der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt mit dem Förderpreis Ehrenamt ausgezeichnet.

Aber die Integration junger Geflüchteter war nur ein kleiner Teil der Projektmaßnahmen, die insgesamt in den fünf Jahren liefen. Workshops und Partizipationsprojekte, Aktionen und vor allem die Auswertung der Einzelmaßnahmen und Befragung der Beteiligten ermöglichten uns tiefere Einblicke in die Wirkungen des demokratischen Engagements in den Treffs: „Wenn es um Politik geht, ist ein Jugendzentrum auch ein Ort, wo einen aufwecken kann, für ganz viele Dinge, die es da noch so gibt. Das JUZ war wesentlicher Bestandteil meiner Politisierung. Dieses Wachrütteln und einfach das Interesse wecken für politische Belange und gesellschaftliche Entwicklungen. Wir machen ja nun auch Politik als Jugendzentrum, wir stehen ja im Ort ein für junge Menschen. Und den Blick dann darüber hinaus zu richten, der Schritt ist nicht weit. Für mich war das ein ganz wesentlicher Faktor, der dazu geführt hat, mich auch politisch zu bilden und meine politische Einstellung herauskristallisieren konnte, was so meine Ansichten sind, wie sich Gesellschaft entwickeln kann und sollte“ – so Paul (22) über sein Engagement im Jugendzentrum. Diese Beschreibung zieht sich durch fast alle Interviews. Es war nicht zu überhören: Aus den Jugendzentren kommen Subjekte, die Demokratie ernst nehmen und sich selbstbewusst in das politische Geschehen einbringen. Damit sind die selbstverwalteten Treffs Orte der Demokratiebildung, die eine gewisse Exklusivität für sich beanspruchen können. Denn da Schule aufgrund struktureller Machthierarchien, und Familie aufgrund des intergenerationalen Machtgefälles, Demokratiebildung eher behindern, gibt es da ein gewisses Alleinstellungsmerkmal für die freiwillige Jugendarbeit. Man sollte vielleicht auch mal öffentlich anerkennen, dass eine lebendige, partizipative Demokratie solche Orte wie selbstverwaltete Jugendzentren dringend benötigt.

Uns war klar, dass dieser öffentlichen Anerkennung manchmal etwas nachgeholfen werden muss. Die Idee der selbstverwalteten Jugendzentren als ideale Orte der Demokratiebildung musste also in die Welt kommuniziert werden. Dazu dienten eine spezielle Homepage und eine Tournee durch die Republik mit über 10 Vorträgen und Präsentationen. Als Teil bundesweiter Fachnetzwerke und entsprechenden Veröffentlichungen waren wir in der Fachwelt bereits präsent. Den Ritterschlag erhielten wir mit der Aufforderung, einen Beitrag zur Selbstverwaltung für das „Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit“, dem Standartwerk zum Thema, zu verfassen. Die Expertise des Verbandes war gefragt und sorgte auch für entsprechende Resonanz.

Vor Ort punkteten wir mit der Durchführung der landesweiten U-18 Wahl, einer Ausstellung zu den Kinder- und Jugendrechten, Diskussionsveranstaltungen zu anstehenden Kommunalwahlen und diversen weiteren Aktionen, um jugendpolitische Themen in den Focus zu rücken.

Angesichts der vieldiskutierten Krise der Demokratie wäre es umso notwendiger, dass die Orte, in denen Demokratielernen stattfindet, eine größere Bedeutung erlangen. Dass die selbstverwalteten Jugendzentren da ganz vorne mitspielen, konnte mit dem Projekt gezeigt werden. „Selbstverwaltung = Demokratie in Praxis“ war auf einem Transparent zu Beginn der Jugendzentrumsbewegung zu lesen. Diese Gleichung stimmt und bleibt auch zukünftig ein zentrales Argument für den Verband.

Neue Räume für Jugendliche

Ein weiteres Projekt führte uns in die LEADER-Region Warndt-Saargau, die links der Saar von Großrosseln bis Rehlingen-Siersburg reicht. LEADER steht für ein EU-gefördertes Programm zur Unterstützung ländlicher Räume, und die hatten wir ohnehin im Blick. Bei näherem Hinsehen fiel uns auf, dass es in einigen Gemeinden noch keine Jugendtreffs gab. Wie konnte das sein? Das ging gar nicht. Mit folgenden Argumenten traten wir an die örtliche Politik: Für die Zukunft der ländlichen Gemeinden braucht es Menschen, die sich für die Dorfgemeinschaft engagieren, in der Kommunalpolitik, in Vereinen und sozialen Organisationen. Dass diese Menschen häufig fehlen, hört man immer öfter und damit stellt sich die zentrale Frage: Wo lernt man eigentlich dieses Engagement für die Gemeinschaft? Unsere Antwort lautet: In selbstorganisierten Jugendtreffs. Diese sind ideale Einstiegsorte für das gemeinschaftliche Engagement, weil jede/r mitmachen kann und weil sie dem zentralen Bedürfnis von Jugendlichen nach einem gemeinsamen Raum für die Clique entsprechen. In einigen Ortschaften stießen wir auf offene Ohren und organisierten „Ideen-Labore“ für die Initiierung von Jugendtreffs. Es wurde einiges angestoßen, aber die kurze Projektlaufzeit ließ nur wenige Möglichkeiten. Zumindest in Wadgassen-Schaffhausen gibt es heute einen Treff, der auf diese Initiative zurückgeht. In anderen Ortschaften konnten wir zwar Jugendinitiativen gründen, es gab aber leider keine geeigneten Räume. 

Weil landesweit einige Jugendinitiativen vor genau demselben Problem standen, haben wir uns auf die Suche nach professioneller Unterstützung gemacht. Gefunden haben wir diese an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Fachbereich Architektur. Dort haben wir unser Problem vorgestellt und dank der Unterstützung einer interessierten Professorin durften wir gleich ein ganzes Studiensemester mit dieser Fragestellung beschäftigen. Die jungen Studierenden waren äußerst kreativ und präsentierten uns in den Größen L bis XXL diverse Jugendtreff-Modelle, je nach Gemeindegröße flexibel einsetzbar. Aber in der Ausführung für die notleidenden Gemeinden einfach zu teuer, wie von kommunalpolitischer Seite argumentiert wurde. Wir mussten lernen, dass es Gemeinden mit „Haushaltsnotlagen“ gibt, denen jede Investition verboten ist. Auch die in die Jugend, dem Zukunftspotential der Gemeinde. Was für ein fiskalisches Elend in diesem reichen Land.

Und wie weiter?

Für den Verband waren die 2010er Jahre, bedingt durch die Modellprojektarbeit, ein weiteres Jahrzehnt der Professionalisierung. Und der Verband konnte sein Profil als Fachorganisation deutlich stärken, gerade auf bundesweiter Bühne. Das war uns auch wichtig. Schließlich beanspruchen wir eine gewisse Exklusivität in der bundesweiten Jugendarbeitsszene. Nirgendwo ist die Idee der selbstverwalteten Jugendzentren so lebendig wie im Saarland, und nirgendwo sonst gibt es eine landesweite Interessenvertretung wie juz-united. Unsere Interventionen in die Fachdebatten haben zum Ziel, der Marginalisierung des Themas Selbstverwaltung zu begegnen und am Beispiel der saarländischen Szene die Stärken hervorzuheben. Dies bleibt dauerhaft ein wichtiges Anliegen des Verbandes.

Auch der weitere institutionelle Ausbau konnte in diesem Jahrzehnt gestärkt werden. Neben einer erweiterten Landesförderung wurde uns im Saar-Pfalz Kreis und im Landkreis Saarlouis zusätzliche Stellen gewährt. Mit neuer Kraft konnte es ins nächste Jahrzehnt gehen, doch dann kam 2020 und mit ihm ein seltsames Virus in die Welt.

juz-united Imagefilm 2013

Das Projekt zielte auf die Integration benachteiligter Jugendlicher durch jugend-kulturelle Angebote aus dem Bereich Hip-Hop. Lesenswert!

Demokratie wird nur dort gelernt, wo man sie auch selbst erlebt und gestaltet. Das Juz ist dazu der ideale Ort.

www.jugendtreffs.net

Die neu entwickelte Website bietet Hilfestellung bei der Gründung von Jugendtreffs. Mit schönen Videoclips.

Jugend ohne Raum – geht gar nicht. Da müssen neue Raumkonzepte her. Hier zu sehen.

Jugendliche in ländlichen Gemeinden brauchen Orte, in denen sie sich für gemein-schaftliche Interessen engagieren können.

Der SR berichtet vom Sommercamp 2014