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Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Projekte im Aufschwung

Mit der Jahrtausendwende nimmt die Entwicklung des Verbandes richtig Fahrt auf. Neue Projekte entstehen, das Land gewährt eine JugendbildungsreferentInnenstelle und es gründen sich zwei neue große selbstverwaltete Jugendkulturzentren in Saarlouis und Neunkirchen. Wobei in Neunkirchen der Verband die Trägerschaft übernimmt und einen Sozialarbeiter für das Juz einstellt. Und dann kommt das Jugendamt des Regionalverbandes Saarbrücken auf die gloreiche Idee infolge von Sparmaßnahmen drei kommunale Jugendzentren in die Selbstverwaltung zu überführen. Back to the Roots also in den Juzen St.Arnual, Klarenthal und Großrosseln. Und weil Selbstverwaltung in solchen Einrichtungen nicht umsonst zu haben ist, wurde für die Begleitung ein Juz-Büro im Regionalverband personalisiert. Als Sahnehäubchen wird uns 2008 noch ein großes Projekt bewilligt. culture-united bringt interkulturellen Hip-Hop nicht nur in die Juze sondern auch zeitweise ins juz-united-Büro.

Spannende Zeiten also in den 2000ern. Die Personalentwicklung von zwei auf zehn Fachkräfte hatte auch eine Neuerung in der Verbandsorganisation zur Folge. Zum ersten Mal wurden hierarchische Strukturen eingezogen. Eine Geschäftsführung sollte von nun an Dienst- und Fachaufsicht über das aufgrund der kurzen Projektlaufzeiten doch recht wechselhafte Personal ausüben. Theo Koch, langjähriger Mitarbeiter des Verbandes wurde nun zum Geschäftsführer gekürt. Ach ja, und der Rufname des Verbandes sollt sich auch ändern. Aus dem alten VSJS wurde nun ganz hip juz-united. Dieser Verwandlung nachzuspüren wäre eine ganz eigene Geschichte wert.

Die Jugendbildungsarbeit wird hauptamtlich

Lange hatte man um diese Stelle gekämpft, Anträge geschrieben und Klinken im Ministerium geputzt. Und dann wurde es wahr. Der Zuwendungsbescheid über die Förderung einer JugendbildungsreferentInnenstelle flatterte 2001 ins Haus. Mit Christine Weisgerber, die mit einer halben Stelle bereits als Jugendpflegerin in der Gemeinde Saarwellingen arbeitete, konnte eine erfahrene Fachkraft gefunden werden. Nun wurde heftig an einem Ausbildungskonzept zum Erwerb der damals bundesweit neu eingeführten Jugendleitercard, der Juleica, gewerkelt. Denn was bei anderen Jugendverbänden als zentrale Serviceleistung gilt, musste für unseren Verband erst neu entwickelt werden. Und dann auch in die Praxis umgesetzt werden. Die gestaltete sich bunt und lebendig, wie sich das für den Verband auch gehört. In der Anfangsphase wurde heftig experimentiert mit Methoden und Formaten. Immer neue Themen kamen zum Vorschein und wurden in immer neuen Seminaren aufgefangen. Ich sage hier nur mal „Digeridoo-Workshop“ oder „Stromgitarrenstar“, man sieht, es ging auch ins Musikalische. Später dann auch ins Erlebnispädagogische. Aber insgesamt zu Bildungserfahrungen, die nicht nur die zentralen Kompetenzen zur Bewältigung des Juz-Betriebes kreativ vermittelten, sondern immer auch kollektive soziale Erfahrungen außerhalb des Alltagsgeschäfts ermöglichten.

Unvergessen sind die Wochenendseminare im damaligen „Falkenlager“ in Steinberg-Deckenhardt. Intensives Arbeiten und gesellige Abendgestaltung wechselten sich ab und es entstanden Freundschaften zwischen den beteiligten Jugendzentren, die lange hielten.

Insgesamt intensivierte der Ausbau der Jugendbildungsarbeit die Verbindung zwischen dem Verband und den Jugendzentren und Treffs enorm. Die Qualifizierungsangebote wurden von vielen Treffs wahrgenommen und der Verband dadurch in seiner Rolle als „Dienstleister“ für die Basis gestärkt. Ein Highlight bildet auch heute noch die öffentliche Übergabe der Juleica, die standartmäßig zum Abschluss der Ausbildung dazugehört. Die Idee: Kommunale EntscheidungsträgerInnen würdigen öffentlich das Engagement der Verantwortlichen in den selbstverwalteten Einrichtungen – kommt ja selten genug vor.

Jugendzentren ins Netz

Irgendwann in den 90ern musste das Internet erfunden worden sein. Da der Verband technologisch immer schon zur Avantgarde gehörte (was waren sie stolz auf die erste elektrische Schreibmaschine, dann der Kugelkopf!, der Composer!, der erste Computer mit der Diskussion, ob man damit seine Seele schon ans Kapital verkauft …) – war natürlich klar, dass das Internet jetzt uns gehört. Und dann ging es los. Von Firmen wurden ausrangierte Rechner eingesammelt (wer erinnert sich nicht ehrfurchtsvoll an die 286er-Generation), Gelder organisiert und die ersten Jugendzentren mit Internetcafés ausgestattet. Es war eine Sensation, das Internet – jetzt auch exclusiv in Jugendzentren. Der Verband war durch diese Serviceleistung auch wieder stark nachgefragt und überall am sammeln, basteln und einrichten.

Für mehrere Jahre waren die Internetcafés der Renner in mindestens 30 Jugendzentren, die sich an dem Projekt beteiligten. Sie fungierten auch als Angebotsmagneten, die neue Generationen von Jugendlichen in die Einrichtungen spülten. Und dass bei etlichen Einweihungspartys die örtliche Prominenz gebannt auf flimmernde Bildschirme starrte, bis sich nach gefühlten Ewigkeiten ein Bild aufbaute, tat dem Renommee der Einrichtungen auch ganz gut. Man war halt mit den Internetcafés medientechnologisch ganz vorne mit dabei und konnte im Juz die weltweiten Kuriositäten des Internets erkunden – zuhause gab es sowas noch nicht, damals. 

Doch nach und nach wurden dann auch die heimischen Jugendzimmer an das WWW angeschlossen – die Kämpfe um die Internetplätze in den Juzen verloren an Intensität. Und später tauchten dann gewisse „Handys“ auf und der ganze Spuk war wieder vorbei. Aber eine zeitlang war das Internet auch ein kollektives Erlebnis, kann man sich heute nicht mehr vorstellen. 

Juz against violence

Mit dem Projekt Juz against violence wurde 2001 ein Faden aufgegriffen, der immer schon in den Verbandsgenen vorhanden war, das Engagement gegen Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus. Um diesen Bereich nochmals zu stärken, machte man sich an die Beantragung von Personalstellen. Im damaligen Antragswesen war zu lesen, dass laut Studien mehr als ein Drittel der Jugendlichen demokratiefeindliche, ausgrenzende, rassistische oder sozialdarwinistische Orientierungen vertreten. Da wartete also eine große Herausforderung auf ein kleines Projekt. Was dann aber heraus kam, kann sich sehen lassen. Antirassismusfesivals, eine Menge Workshops und Einzelveranstaltungen wurden durchgeführt und eine Tournee mit dem damals noch unbekannten Provokationskünstler Serdar Somuncu.

Als Dank wurden wir am 27. September 2006 mit einem Förderpreis beim Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz 2006“ geehrt. Zu der offiziellen Übergabe der Urkunde wurden wir in die Staatskanzlei in Saarbrücken eingeladen. Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), damalige Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und Kultur, sagte über das Projekt: „Mit diesen Ansätzen ist es gelungen die großen Worte Demokratie und Toleranz mit Leben zu füllen.“ Die Urkunde für Engagement und Zivilcourage wurde vom damaligen Staatssekretär Peter Altmaier (CDU) überreicht, der früher selbst in einem Jugendverband in Ensdorf aktiv war. Bei Schnittchen und Sekt erzählte er, dass sie damals von Seiten der JU versuchten, einen Gegenverband gegen den VSJS aufzubauen. Aber das ist Geschichte.

Juz Saarlouis und Juz Neunkirchen

Starken Aufwind für die saarländische Juz-Szene gab es durch die Initiativen von Jugendlichen in den Kreiszentren Saarlouis und Neunkirchen, welche zeitgleich im Jahr 2002 mit der Forderung nach selbstverwalteten Jugendzentren starteten und 2004 Eröffnung feierten. Diese Stadt ist langweilig meinten die Jugendlichen in Saarlouis und das war auch das Motto ihrer Initiative und in Neunkirchen entschied man sich nach einer Anlaufphase für das entschiedenere Juz jetzt!  Beiden Initiativen gelang es, gegen eine zu Beginn recht kritische Kommunalpolitik ihre Forderungen durchzusetzen. In den Auseinandersetzungen um die Einrichtungen konnte der Verband seine spezifischen Qualitäten bei der konzeptionellen Transformation von Jugendinteressen in Verwaltungslogiken einbringen. Konzeptenwicklung, die Gründung der Vereine als solide Vertragspartner und die Überwindung formeller Hürden waren wichtige Bausteine zum Gelingen. Für Neunkirchen musste eine sehr spezielle Konstruktion entwickelt werden. Hier fungiert der Verband als Träger der Einrichtung und Dienstherr der pädagogischen Fachkräfte, die die Stadt zur Bedingung machte. Die Räume werden aber für den Offenen selbstverwalteten Alltagsbetrieb an den Jugendverein untervermietet. Kompliziert, hat sich aber bis heute bewährt.

Beide Einrichtungen starteten mit einem unglaublichen Konzertprogramm und hatten über weite Strecken einen hohen jugendkulturellen Output für die Region. Geschichten aus beiden Juzen findet ihr unter dem Button „Jugendzentren“.

Bundessieger

Eine erste große Auszeichnung erhielt der Verband 2003 mit der Verleihung des Heinz-Westphal- Preises. Hier der Artikel aus der Verbandszeitung:

Alle zwei Jahre wird der Heinz-Westphal-Preis verliehen, der besonderes ehrenamtliches
Engagement auszeichnet. Der Deutsche Bundesjugendring und das
Bundesjugendministerium haben sich 2003 nicht lumpen lassen, und uns, juz-united, mit
dem ersten Platz und 7.500 Euro gekrönt. Am 5. Dezember ist dann auch eine Delegation
von uns, insgesamt 14 Leute, nach Berlin gereist, um die Hauptstadt ein wenig unsicher
zu machen und die Lorbeeren zu empfangen: „Soziales Engagement ist nicht nur
unverzichtbar für unsere Gesellschaft, es stellt auch eine Quelle von Selbstvertrauen,
Befriedigung und zwischenmenschlichen Begegnungen dar. Kreativität, Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und ein großes Erfahrungswissen sind der Lohn ehrenamtlicher Arbeit – ein wertvolles Kapital für den Lebensweg junger Menschen,“
sagte Bundestagsvizepräsidentin Dr. Antje Vollmer bei der Preisverleihung. Beeindruckt von juz-united zeigte sich auch der Vorsitzende des Bundesjugendrings, Detlef Raabe: „Die Jugendlichen haben nicht nur viele Projekte in ihrer Heimat vorangetrieben, sondern auch dafür gesorgt, dass andere Jugendliche ins Ehrenamt einsteigen. Das Projekt hat somit das Prädikat Nachahmenswert verdient.“

Wieder zurück im schönen Saarland gratulierte uns auch die Jugend- und  Sozialministerin Regina Görner. Am 17.12. 2003 besuchte sie uns höchstpersönlich im Jugendzentrum St.Ingbert: juz-united habe Modellcharakter für alle Bundesländer, so Görner. „Wie in keinem anderen Bundesland engagieren sich Jugendliche im Saarland ehrenamtlich, um für sich und andere nicht-kommerzielle Freizeitmöglichkeiten zu bieten.“ Auch die jugendpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Petra Scherer gratulierte: „Ihr Erfolg hat gezeigt, wie wichtig und unterstützenswert das Ehrenamt ist.“ Es hat sich also gelohnt: Jahrelange mühsame Arbeit selten mit und zu oft gegen Stadträte, Bürgermeister, leere Kassen, und all das multipliziert mal 120 selbstverwaltete JuZe und wir sind schnell mal bei 1500 Jugendlichen, die das Tag für Tag machen, ohne Geld und nur für die Idee, dass es einen Treffpunkt für die Jugendlichen gibt, die sonst auf Parkplätzen rumsitzen würden, und vor allem einen Treffpunkt in dem man selbst das gestalten kann, was man in seiner Stadt bislang vermisst hat. Also ihr Jugendzentren und Jugendtreffs da draußen im Saarland: Ihr seid Bundessieger – macht weiter so!

Juz-Büro im Regionalverband

Die enge Kooperation zwischen dem Verband und dem Jugendamt des damaligen Stadtverbandes Saarbrücken wurde schon mit dem Projekt „Jugendzentren ins Netz“ angebahnt. Dann kam eine Sparwelle auf das Jugendamt zu und die Jugendzentren St.Arnual, Klarenthal und Großrosseln standen zur Disposition. In Kooperation mit dem Jugendamt wurden Konzepte für eine Überführung der Einrichtungen in die Selbstverwaltung erarbeitet. Die Einsicht, dass ein solches Projekt nur mit eigenen Fachkräften für die Etablierung einer Selbstverwaltungsstruktur zu stemmen ist, wurde von beiden Seiten geteilt. So kam es zur Gründung des Juz-Büros im Stadtverband, später Regionalverband Saarbrücken.

Dass die Übergänge in den drei Jugendzentren (fast) nahtlos gelang, war ein Wunder. Es wurden schnell Trägervereine gegründet und aus der bisherigen BesucherInnenschaft der Juze rekrutierte sich die erste Generation der Vereinsvorstände. Aus den vormaligen Gästen wurden jetzt die Verantwortlichen für soziale Einrichtungen. Und das in Sozialräumen, die nicht ganz unproblematisch waren. Verständlich, dass das Jugendbüro in dieser Phase rund um die Uhr gefordert war. Denn die erste Neuerung der SelbstverwalterInnen bestand natürlich in der Ausweitung der Öffnungszeiten. Verbunden mit der Erfahrung, dass die Nachbarschaft andere Hör- und Schlafgewohnheiten hat als die selbstverwaltete Partymeute. Mediation war in vielen Fällen angesagt. 

Weitere Komplikationen kamen schnell hinzu. Im Juz Großrosseln kam es zu einem Brand in dem nebenliegenden Kindergarten, von dem auch der Bereich des Jugendzentrums betroffen war. Die Einrichtungen musste kurz nach Eröffnung auch wieder für ein paar Monate schließen. In St.Arnual sah man sich innerhalb kurzer Zeit von dem Neubaugebiet Artilleriekasserne umzingelt. Wo früher Büsche vorm Juz standen, in denen man sich auch zum Gebrauch illegaler Rauschmittel traf, lag jetzt eine aufmerksame Nachbarschaft auf den Balkonen. Mit den Partys war nach einem Nachbarschaftsaufstand dann auch schnell schluss. Später übernahm der „Brandschutz“ die Einhegung von Jugendinteressen. Der Partyraum im Keller und Proberäume wurden mit dem Schild „Betreten verboten“ versehen. Am Juz St.Arnual konnte man schön nachvollziehen, wie Restriktionen bei der Raumnutzung zum Attraktionsverlust für Jugendliche führen. Hier sollte gesellschaftlich mal nachgebessert werden. 

Volle Peilung beim Drogengebrauch

Dem Jugendalter ist eine zentrale Entwicklungsaufgabe eingeschrieben: Der Umgang mit den gesellschaftlich etablierten oder verbreiteten Drogen muss gelernt und bewältigt werden. Oft wird innerhalb der Familienbande schon mal geübt, dann kommen die Dorf- oder Stadtfeste und dann auch die Orte, an denen Jugendliche sich zentral versammeln, die Jugendzentren und Treffs. Dass die Bewältigung der Entwicklungsaufgabe zusammengeht mit einem in diesem Stadium noch unausgereiften Gespühr für eigene Grenzen und einem internalisierten Experimentier- und Entdeckungsdrang, macht die Sache nicht einfacher.

„Haschhöhlen“ oder ähnliches war zu Beginn der Juz-Bewegung eine häufig anzutreffende Bezeichnung von Erwachsenen für die Jugendeinrichtungen und ein Grund für diverse Konflikte bis hin zu Schließungen. In dieser Zeit wurde aber auch noch ganz offiziell heftig geraucht, was heute fast unvorstellbar ist. Und wie mit der gesellschaftlich fest kodifizierten Alkoholkultur der Erwachsenen umgehen? Ist Integrationsarbeit hier die richtige Lösung? Und überhaupt, war man angesichts der aktuelle Debatte um die Entkriminalisierung von Cannabisprodukten nicht damals einfach schon seiner Zeit voraus?

Klar, dass sich der Verband all diesen Fragen und Herausforderungen seit Beginn stellen muss. Dies geschah über lange Zeit ehrenamtlich und ohnehin informell in den Jugendzentren und Jugendtreffs. Im Jahr 2006 wurde dann das Konzept „Volle Peilung“ vom Land unterstützt und die Suchtprävention des Verbandes wurde personalisiert.

Seither ist die Thematik des Umgangs mit Drogen nicht nur fester Bestandteil der Jugendleiterausbildung des Verbandes sondern immer wieder eine Herausforderung an die Methodenkreativität der Fachkräfte. Der üblicherweise erhobene Zeigefinger verbietet sich in den selbstverwalteten Jugendzentren und Jugendtreffs. Allein schon, weil die Fachkräfte nicht als moralische Instanz wahrgenommen werden wollen, die es besser wissen. Also wurde über die Jahre immer wieder neu experimentiert, wie ein reflektierter Umgang mit Drogen aussehen könnte. Ein Ergebnis ist die alkoholfreie Cocktailbar, über die der SR hier berichtet.

Fresh-TV - Fernsehen DIY

„Sei dein eigener Star! Du siehst dich schon seit langem in Hollywood und wartest nur darauf entdeckt zu werden? Du wolltest der Welt immer schon etwas ganz wichtiges mitteilen? Das Drehen von Filmen liegt dir quasi im Blut, nur – dir fehlt die Kamera? Dann bist du bei Fresh-TV genau richtig, dem neuen Projekt von juz-united. Wir drehen mit Euch Videos rund um Eure Themen, im Juz und drumherum. Und das Ganze wird dann online in einem neuen Filmportal präsentiert. Technik und alles drum und dran kommt von uns, wir kommen vorbei und machen Dich berühmt. Interesse? Einfach bei uns Bescheid sagen, und dann sind wir ab von der Rolle.“ So wurde ein Projekt angekündigt, das 2007 startete und dann richtig abging. Selbermachen ist ja Verbandsdevise, warum nicht auch Fernsehen? Zumindest im Internet. Aus dieser Idee entstanden dann 42 Sendungen, die sich sehen lassen können. Plötzlich waren bei vielen Events junge Menschen mit einer Kamera unterwegs und filmten was das Zeug hielt. Die Einzelbeiträge wurden dann zu einer Sendung zusammengeschnitten und gekonnt moderiert von Cathie (Becker, 1. Vorsitende des Verbandes), dem Gesicht der Sendungen. Assistiert wurde sie phasenweise von Tom (Böhm, MA) und Frederik (BuFdi), die als Sidekicks ganz professionell die Bälle zuwarfen. Wieso es das Format nicht ins Öffentlich-Rechtliche schaffte, wird ein ewiges Geheimnis bleiben.

culture-united

Jugendliche mit Migrationsgeschichte sind in den selbstverwalteten Jugendzentren im Regionalverband deutlich unterrepräsentiert. Dies ergab eine Befragung der Juz-Vorstände Ende 2008. Um solchem Missstand zu begegnen wurde ein Projekt konzipiert, das diese Jugendliche gezielt anspricht. Methodisch wurde dabei auf die Jugendkulturarbeit, hier Hip-Hop, gesetzt. Vor dem Hintergrund der Entstehung der Hip-Hop Kultur als Kultur ethnischer Minderheiten hat diese bekanntermaßen eine starke Verankerung und eine große Ausstrahlungskraft bei Einwandererjugendlichen. Dies wurde aufgegriffen und mit Rap- und DJ-Workshops, Breakdance-Kursen, Hip-Hop Konzerten und weiteren Angeboten die Jugendlichen gezielt als „Experten“ ihrer Jugendkultur angesprochen.

Das Projekt schlug ein. Plötzlich standen in den Jugendzentren Mikrofone im Raum um die sich junge Menschen mit Basecap und Schlabberhosen (Achtung: Klischee) scharten. Die gedichteten Reime hatten unterschiedliche Qualitäten und die profesionelle Begleitung musste des öfteren allzu heftige Gangsta-Rap-Attitüden einfangen. Bei anderen Workshops wurden Plattenspieler (und Ohren) beim „Scratschen“ gequält und man sah Gruppen junger Menschen auf der Bühne wilde Dance-Moves einüben. Das erstaunlichste an dem Projekt war die Erfahrung, wie schnell sich bisher passiv auf den Sofas rumlungernde Jugendliche in aktive KulturproduzentInnen verwandelten. Empowerment at it´s best.

Das Projekt wurde zunächst modellhaft im Regionalverband Saarbrücken umgesetzt und startete im nächsten Jahrzehnt saarlandweit so richtig durch. Dort könnt ihr auch mehr darüber erfahren.

Der Verband zeigt Stärke

Die 2000er überzeugten nicht nur durch das Feuerwerk der aufgezählten Einzelprojekte, die noch zu ergänzen wären um solche eher dann kleineren Projekte wie die „sounds-united“ Musikworkshops, das „Jugendkulturnetzwerk SaarLorLux“, das einen interregionalen Bandaustausch organisierte, oder das Mädchenprojekt im Juz St.Ingbert.

Nein, auch die Juz-Bewegung schritt wacker voran mit der Neugründung von über 30 selbstverwalteten Jugendzentren, Jugendclubs und Treffs in diesem Jahrzehnt. Damit war man an die magische Zahl von 130 Einrichtungen im Saarland herangerückt, die bis heute als Zielmarke fungiert. Rückschläge gab natürlich auch. Das heruntergerockte AJZ Homburg verlor endgültig die seit Jahrzehnten heftig umkämpfte Heimstätte am Güterbahnhof und durfte nach Homburg-Erpach umziehen. Was aber nicht lange hielt. Und auch der Verlust des Juz Nalbach war schmerzhaft. Dort hatte sich durch Grubensenkungen die Wand aufgetan und die Schließung provoziert. 

Schade, denn in ebendiesem Juz fand 2002 eine Mitgliederversammlung mit über 100 Teilnehmenden statt, bei der auch die damalige Jugendministerin Regina Görner anwesend war und heftig aber symphatisch die Forderungen des Verbandes nach mehr Geld abwehrte. Ihr wurde folgende Rechnung präsentiert: (aus dem Protokoll). Wenn man hochrechnet, was das Engagement der Jugendlichen kosten würde, wären die Treffs, wie in anderen Bundesländern üblich, von Hauptamtlichen organisiert, käme man leicht auf Millionenbeträge. Geht man pro Juz von drei Öffnungstagen pro Woche á 4 Stunden aus, mit 5 Ehrenamtlichen zu je 10 € die Stunde, so erhält man bei 50 Wochen einen Betrag von 3.600.000 €!, der durch das ehrenamtliche Engagement der Jugendlichen eingespart wird. Wenn davon ein zehntel dazu aufgewendet würde die Rahmenbedingungen, die dieses Engagement erst ermöglichen, angemessen zu fördern, wären wir schon einen Schritt weiter. Denn: gute Jugendarbeit kostet Geld, daran ändert auch das Prinzip der  Ehrenamtlichkeit nichts. Den Schlusssatz kann man bis heute so stehen lassen, an der Rechnung muss man vielleicht nochmal arbeiten.

Auf dieser MV wurde auch Helmut Bieg als Vorsitzender gewählt, der dann vier lange Jahre den Verband äußerst wortmächtig vertrat, bis er von Cathie Becker, übrigens beide aus dem Juz St.Ingbert, abgelöst wurde. An Repräsentationsterminen mangelte es in diesen Jahren nicht, die Ministerien wurden bei jeder sich bietenden Gelegenheit eingeladen und die Erfolge der Arbeit gerne präsentiert.

Überhaupt: Die Entwicklung des Verbandes saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung, der dann irgendwann nur juz-united genannt wurde, war in diesem Jahrzehnt erstaunlich. Was in den vielen Einzelprojekten an kreativen Aktionen ersponnen und umgesetzt wurde war atemberaubend. Und es hatte Ausstrahlung in diverse Jugendszenen und war ein weiterer Schritt,  um die Selbstverwaltungslandschaft als unverzichtbare Infrastruktur in der saarländischen Jugendpolitik zu stärken.

Der SR berichtet 2002 über die Mitgliederversammlung im Juz Nalbach

Räume für Jugendliche - der Film

Ein toller Film über die saarländische Juz-Szene aus dem Jahr 2006. Bitte draufklicken

Mit: Helmut Bieg, Theo Koch, Annegret Kramp-Karrenbauer, BM Rainer Ziebold, BM Stefan Strichertz, einem Filmschatz aus den 70ern und div. LaiendarstellerInnen ; 

Ein Artikel in der Fachzeitschrift OFFENE JUGENDARBEIT wirft 2005 ein Schlaglicht auf die Juz-Szene im Saarland.

Fresh-TV

Der Verband macht eigenes Fernsehen.

Sido sorgte mit 7300 Aufrufen für den Rekord.

die Nr. 42 war dann die letzte Ausgabe. Schade.

Die Playlist der Sendungen 21 – 42 könnt ihr euch hier anschauen.

Die alkoholfreie Cocktailbar „shake&fun“ wird im Aktuellen Bericht vorgestellt.