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Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Jugendbildungsarbeit seit 2006

von Kerstin Himmelmann

Im Juni 2006 hatte ich das Vergnügen, als Jugendbildungsreferentin ins Team von juz united – damals noch VSJS – aufgenommen zu werden. Damals war die Personalisierung noch sehr überschaubar: Theo (Koch) als Geschäftsführung, Birgit (Endres) für den Landkreis Saarlouis, Stefan (Thies) für den Regionalverband und Nils (Crauser) für unser Suchtpräventionsprojekt Volle Peilung. Mittlerweile sind wir zu zwölft im juz-united Team. 

Mit Birgit hab ich diverse JuLeiCa (Jugendleitercard) – Wochenenden geplant und durchgeführt, meistens im Max Braun Zentrum in Steinberg-Deckenhardt, wobei dieser Ort mit seinem leicht maroden Charme für unsere z.T. ziemlich wilden Jugendlichen und jungen Erwachsenen genau der richtige Spot war – konnte doch so viel nicht mehr zerstört werden 😉 Das waren schon wilde Zeiten! Mitgenommen haben sie – neben tollen Partys – trotzdem auch immer ein bisschen Klugheit und Wissen zu den Themen Recht in der Offenen Jugendarbeit, Kommunikation, Team, Konfliktmanagement, Suchtprävention und natürlich immer wieder die gute alte Methode Zukunftswerkstatt. Durch meine Ausbildung zur Mediatorin durfte die systemische Perspektive als Innovation in die Bildungsarbeit bei juz united Einzug halten und neue Perspektiven eröffnen. Nicht selten waren drei und mehr Juze bei den Wochenenden dabei, was den Netzwerkgedanken praktisch sehr gestärkt hat. Stellenweise kam es zu Konflikten, wenn eher konservativ ausgerichtete Juze auf eher progressive stießen bei den Wochenenden – wir konnten sie zum Glück immer unblutig und konstruktiv lösen.

Kerstin (vor grünem Bulli) beim seminieren in Steinberg-Deckenhardt

Mit den Jahren wurde es schwieriger, genug Juze für lange JuLeiCa Wochenenden zu motivieren, so dass wir dazu übergingen, eher Workshops in den Juzen vor Ort anzubieten, um nicht auf hohen Mieten sitzen zu bleiben. Dies war umso dringlicher, da die finanzielle Situation des Verbandes immer prekär war. Trotzdem haben wir immer aus viel „Nichts“ (im finanziellen Sinn) ein großes „Alles“ (im Sinne hochqualitativer Arbeit, die die Juze dort abgeholt hat, wo sie standen) geschaffen. Das war der damalige Spirit, der uns – allen Widrigkeiten zum Trotz – Flügel verliehen hat. Ein bis zwei Mal im Jahr konnten wir in der Folge noch JuLeiCa Wochenenden im Max Braun Zentrum organisieren, wobei das Gelände mit seinen Häuschen irgendwann so marode war, dass Workshops mit Übernachtung dort eine unmögliche Zumutung gewesen wären. Schade, aber der Zahn der Zeit hatte erbarmungslos zugeschlagen. Wir probierten andere Orte aus, an das ursprünglich wunderbar geeignete Max Braun Zentrum kam keiner auch nur annähernd heran.
Unsere JuLeiCa Ausbildung (und weitere Workshops) fand trotzdem immer sehr guten Anklang, unzählige Juzler*innen haben wir seit 2006 geschult und fit gemacht. Einige haben es zu Berühmtheit gebracht, Manu Meter z.B., das erfüllt eine natürlich ein bisschen mit Stolz 😉 Und gelegentlich treffe ich die „alten“ JuLeiCa Teilnehmer*innen zufällig wieder und werde oft begeistert begrüßt. Das finde ich sehr berührend, wenn die älter gewordenen ehemaligen Teilnehmer*innen sich freudig erinnern und deutlich wird, dass ich gute Spuren hinterlassen habe <3

Seminar vorne, marode Seminarhütten hinten

Birgit hat uns schon längst in Richtung Familienberatung verlassen, andere Kolleg*innen sind gekommen, manche geblieben, andere weitergezogen. Das Jugendbildungsreferat hat sich verändert. Mittlerweile gibt es ein Bildungsteam, bei dem nicht nur die beiden Teilzeit JuBiRefs (Mitarbeiter*inne im Jugendbildungsreferat) sitzen, sondern auch andere Kolleg*innen, die JuLeiCa Ausbildung wurde diversifiziert, neue Themen zur Auswahl kamen hinzu. Die Corona Zeit zwang uns in die Digitalisierung. Auch das meisterten wir.
Zwischenzeitlich war ich in anderen Projekten eingesetzt, seit 2024 bin ich zurück im Jugendbildungsreferat (das ich faktisch nie verlassen habe) und darf – nach einem 4 jährigen „Ausflug“ in andere Landkreise – wieder im Saarpfalz Kreis wirken.
In den vergangenen 18 Jahren hab ich unzählige Juzler*innen begleitet, beraten & JuLeiCa geschult, viele von ihnen mittlerweile längst erwachsen, aber immer mit glücklicher Erinnerung an die schöne Zeit. Viele Kommunalpolitiker*innen durfte ich vom großen Charme selbst verwalteter Jugendräume überzeugen und sie zu  Unterstützer*innen wachsen sehen.

Kommunikationsseminar im Jugendtreff Mondorf

Es ist schwer, nur eine Geschichte zu erzählen. Deshalb lieber ein bisschen globaler:
Es ist mir noch immer eine Freude, dabei zu unterstützen selbst verwaltete Juze & Jugendclubs in ihre Größe zu bringen und nachhaltig vor Ort zu verankern. Auch gegen Widerstände und „Mauern in den Köpfen“ seitens der Verwaltungsstrukturen zu zeigen, dass Selbstverwaltung machbar, sinnvoll und nachhaltig auch im Sinne einer (Basis)Demokratie vor Ort ist. Auch wenn die Prozesse manchmal etwas Geduld erfordern, lohnt es sich am Ball zu bleiben.
The Future is unwritten – wir dürfen gespannt sein, welche Herausforderungen noch zu meistern sein werden und welche neuen Möglichkeiten sich ergeben. Das juz-united Team wird jedenfalls weiterhin dafür einstehen, das Unmögliche möglich zu machen, schöner ist das natürlich mit einer soliden Finanzierung.
Damit: auf die nächsten 50 Jahre juz-united und den Erfolg selbst verwalteter Juze, Jugendclubs und Jugendtreffs im Saarland und darüber hinaus! Dem gesellschaftspolitisch scharfen Wind zum Trotz: Alerta!

Konfliktseminar im Juz Mondorf