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Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V.

Das Jugendzentrum  Försterstraße war und ist eines der größten im Saarland und leider auch eines der ersten, die einen Sozi aufs Auge gedrückt bekamen. Aber bis dahin war noch viel Zeit. Lest hier Teile der  Geschichte vom Juz Försterstraße aus der frühen Zeit in den 70ern und 80ern. Und schließt euch an, wenn ihr weitere Geschichten von heute oder einem näheren Gestern habt.  

Teestubenzeit im Förster-Juz - Spurensuche zur Jugendzentrumsbewegung im Saarland

Bernd Willms

In meinem Beitrag geht es darum, den vor einem halben Jahrhundert von den selbstverwalteten Jugendzentren artikulierten Botschaften und Träumen nochmal auf die Spur zu kommen. Die Spurensuche war auch motiviert durch die Überzeugung, dass zentrale Anliegen und Kämpfe in den 70er Jahren, die hier im Vordergrund stehen, weiterhin Bedeutung haben. Dies gilt gerade nach Jahrzehnten der Politik der Alternativlosigkeit (Mehr Wettbewerb und Eigenverantwortung Privatisierung und Schuldenbremse, Steuererleichterungen für die Wohlhabenden). Die Kämpfe gegen die den Menschen im herrschenden System von Instanzen wie Eltern, Schule, Arbeitswelt auferlegten und sie gegeneinander isolierenden (Leistungs-)Zwänge bleiben aktuell.

„Überall in der Gesellschaft werden wir darauf getrimmt, mit anderen zu konkurrieren.

– In der Familie muss man artiger sein als die Geschwister.

– In der Schule bessere Noten haben als die Mitschüler.

– Auf der Arbeit bessere Leistungen bringen als der Kollege

– In der „Freizeit“ muss man schärfere Klamotten und schönere Freundinnen/ Freunde haben.“

(Aus: Juz Försterstraße, „Selbstverwaltung in Gefahr“, veröffentlicht 1976, 3. Ausgabe der Saarbrücker Stadtzeitung).

Ein Überblick

Zurück greife ich in der zeithistorischen Skizze auf eigene Erinnerungen, zahlreiche Gespräche und auf Dokumente, Zeitungen, in denen die Engagierten ihre Themen und ihr Selbstverständnis formulierten. Darüber hinaus wird eine Auswahl wichtiger Songs herangezogen. Die Liedermacher, Folkgruppen trugen mit ihrer Musik und Texten atmosphärisch Wesentliches zu den Hoffnungen auf eine solidarische/ herrschaftsfreie Gesellschaft bei. (Viele Ausführungen sind im Jargon der Zeit formuliert.)

Nach einer kurzen zeitgeschichtlichen Einordnung, einer Erläuterung der zentralen Parole der Jugendzentrumsbewegung „Was wir wollen – Freizeit ohne Kontrollen“, werden Geschichte und Szenerie des Saarbrücker Förster-Juz im Nauwieser Viertel dargeboten. Besonders hervorheben werde ich dabei die Teestube bzw. die Teestubenzeit. Abschließend wird dann in einem kurzen Deutungsversuch dafür plädiert, die JuZ-Bewegung als soziale Bewegung zu verstehen, die grundlegende menschliche Bedürfnisse gegen Zwänge der Leistungsgesellschaft und die Zurichtung des Menschen zur Ware zum Anliegen hatte.

Die Auswahl des Förster-Juz von den Anfängen 1973 bis Anfang der 80er erfolgte aus verschiedenen Gründen.

Zum einen, stach das in Saarbrücken im „Chinesenviertel“ gelegene Förster-Juz (neben dem Neunkircher Juz „Wilhelmstraße“) durch seine Größe und den Umfang der zur Verfügung stehenden Räume hervor. Während die meisten anderen saarländischen Jugendzentren auf Grund ihrer Lage stärker mit einer konservativ-katholischen Umwelt konfrontiert waren, lagen die Bedingungen im Chinesenviertel anders. Für Lebensentwürfe, die nicht mit dem etablierten Politikbetrieb der CDU-Ära (Saarland) konform liefen, existierte dort – im städtischen Raum  – eine größere Toleranzbreite, nicht zuletzt wegen der dort sich langsam verankernden Alternativszene.

Das „Chinesenviertel“, gekennzeichnet durch einfache Lebensverhältnisse, wurde für viele der in Folge der 68er-Bewegung entstanden politischen Gruppen, Kollektive, Szenekneipen, und Läden zur Heimat. (Eine kurzer Überblick, inspiriert von der Schlussseite der Stadtzeitung „Wer trifft sich Wo?“ lässt ein dichtes Netz einer kulturell und politisch aktiven Szene erkennen.: Unterstützungsgruppe Russel-Tribunal, der Politische Buchladen mit Tee-Ecke, die Stadtzeitung, der Kommunistische Bund mit dem „Arbeiterkampf“, das Sozialistisches Büro, die Frauentheatergruppe „Die Saarhexen“, das Jugendzentrum Försterstraße, Bürgerinitiativen, Treffen  Homosexueller, Frauenladen, Arbeiter Selbsthilfe, das Förstereck, das Bingert, das Cafe Jonas, das Netzwerk Selbsthilfe, der Feuerdrache…).

Aus diesen Zusammenhängen heraus bildeten sich maßgeblich die Orientierungen und Aktivitäten im JUZ und dokumentierten sich im Organisieren und Gestalten der Räume. Für viele auch der nachfolgenden aktiven Juzler-Generationen aus der umliegenden „Provinz“ wurde das Nauwieserviertel trotz oftmals bleibender Landorientierung, zum Arbeits- und Lebensort.

Die „Scene“ war alles andere als ein homogener Block, es gab ständige Abgrenzungen und es tobten Machtkämpfe, aber es gab auch die gemeinsamen Gegner, z.B. das Atomprogramm der Bundesregierung, die Spitzel des Verfassungsschutzes und die um ihn herum  sympathisierenden Gesinnungsschnüffler in den Schulen und Lehrbetrieben, das geplante AKW  `CACKE`NOM oder der ehemalige Atom- und spätere Verteidigungsminister und bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß. Strauß, der 1980 bei den Bundestagswahlen die meisten Stimmen hinter sich versammeln konnte, hatte in seiner Sonthofener Rede die Teilnehmer von Protestaktionen als „Tiere“ bezeichnet. „Tiere, auf die die Anwendung der für Menschen gemachte Gesetze nicht mehr möglich ist.“ (zit. n. Lila Distel Nr 7, 1980).

Das Förster-Juz war Teil und Akteur einer Ende der 60er entstandenen kritisch-emanzipatorischen Gegenöffentlichkeit in Saarbücken und hatte weit darüber hinaus Ausstrahlungskraft. Beitrag

Besondere Aufmerksamkeit soll im folgenden der „Teestube“ gelten.

Die Teestube war eine Wiederentdeckung verschiedener Jugendszenen der 70er Jahre (darunter auch kirchlicher). Sie stand für vieles. Ihre zentrale Bedeutung sehe ich darin, ein Ort gewesen zu sein, an dem es darum ging, zusammen mit anderen angesichts wachsender Liberalität, beginnender Beschleunigung,  und zunehmender Selbstoptimierung zu sich selbst zu kommen, solidarisch zu sein – ohne Alkohol.

Im Übergang zu den 80 Jahren, im Kontext wachsender Massen- Dauerarbeitslosigkeit wurde städtischerseits die professionalisierte Jugendarbeit zur Kontrolle der stärker werdenden sozialen Probleme aktiviert.

Im Bild: Juz Förster 1977

Zeitgeschichtliche Einordnung – Jugendzentren als Orte der Gegenöffentlichkeit und Gegenkultur

Im Zentrum der Jugendzentrumsbewegung als Teil der Protestbewegungen der 70er Jahre standen Forderungen gegen eine Welt, in der zwar Freizeit und Bildung für mehr Menschen erreichbar wurden, die andererseits aber zunehmend durch Leistungsdruck, Konkurrenz- und Profitdenken geprägt wurde. Im Saarland wurde die Lebenspraxis außerdem durch einen ausgeprägten katholischen Konservatismus bestimmt. Trotz des mit dem Bergbau und der Stahlindustrie verbundenen hohen Arbeiteranteils stellte die CDU bis 1985 jeweils die Ministerpräsidenten. Für die Stimmung im Saarland außerdem kennzeichnend war, die durch beginnende Stellenstreichungen langsam steigende Massenarbeitslosigkeit und die sichtbar werdenden Zonen der Abgehängten.
Mit dem Heißen Herbst 77, der zunehmenden Gesinnungsschnüffelei und der drohenden Machtübernahme durch Franz Josef Strauß, der sich 1980 in der Saarlandhalle als Kandidat präsentierte und in seiner Sonthofener Rede den „Tieren“ den Kampf angesagt hatte, polarisierten sich die politischen und kulturellen Verhältnisse. Ein weiteres zentrales Thema der Protestbewegungen waren nach der Ölkrise und den Veröffentlichungen des Club of Rome 1974 die „Grenzen des Wachstums“, d.h. die Erkenntnis über die fortschreitende Ausbeutung und Zerstörung der Natur geworden. „Umweltschutz“ war wahrscheinlich das Wort des Jahres 1975. Auf internationaler Ebene, es herrschte immer noch Kalter Krieg, wurden die Verhältnisse im Trikont bzw. zwischen dem Trikont (Asien, Afrika, Lateinamerika) und den „entwickelten“ Nationen im Zuge der beginnenden Globalisierung zum Thema. 

Gegen das verordnete Glück wachsenden Konsums am Ende des Wirtschaftswunders, der in der beginnenden Krise scheinbar noch „Alle“, die gewillt waren, Leistung zu bringen, erreichen sollte, entstanden Suchbewegungen, um Freiräume für neue Solidarbeziehungen zu entdecken und zu erkämpfen. Es galt, die Ordnung von Arbeit und Leben aufzubrechen. Gegen die Vorstellung unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen außerhalb der Lohnarbeit frei zu sein, regten sich Zweifel und Widerstand. Der einende Slogan der durchaus unterschiedlichen Jugendzentrumszenen lautete „Was wir wollen – Freizeit ohne Kontrollen“. „Freizeit ohne Kontrollen“ meinte, dass die Erwachsenen nicht reinreden sollten, wenn Jugendliche sich ohne Zwang unterhalten oder ein Bier trinken wollte. Politisch bedeutete die Forderung – konsequent zu Ende gedacht -, dass derjenige, der in der Arbeit (Lohnarbeit) nicht frei ist, auch in der Freizeit (Warenwelt des Konsums) auch nicht frei sein kann. „Freizeit“ wurde in Teilen der Bewegung als Fortsetzung der in der Schule und der Arbeitswelt erfahren Unterdrückung und Entfremdung, gesehen. „Freizeit ohne Kontrollen“- implizierte von daher die Idee „anders Leben – anders Arbeiten“. Es ging darum, das Leben zu leben in der Perspektive nicht mehr mitzumachen, sich entfremdender Leistung zu verweigern und gesellschaftlich sinnvolle Tätigkeiten und Arbeiten einzufordern. Hierzu galt es, sich selbst zu organisieren.
Stellvertretend hier die Botschaft der ASH „Zentrale“ in Frankfurt, die auch für die Saarbrücker Szene eine gewisse Rolle spielte: „Angewidert vom Geschwätz über das sogenannte „Recht auf Arbeit“ bei der die Frage nach der Art und Menschlichkeit dieser Arbeit unter dem Tisch gekehrt bleibt; befremdet über Forderungen nach der 35 Stunden Woche, nach mehr Freizeit, in der alle Fragen über die Qualität dieser Arbeit hübsch ausgeklammert bleiben, (…) schließen sich in ganz Europa Menschen zu Gruppen zusammen, in denen sie andere Formen von Leben und Arbeiten suchen.“ (Beilage zur Sommerschule 1979 Sozialistisches Büro)
Ähnlich auch Ausführungen des nicht weit entfernten „Presseorgan des Dachverbandes der Jugendzentren K`Ruhe und Land“, dem „Fäustle“: Wenn du in der Lehre, in der Schule, zu Hause leidest, „die Schnauze voll hast“, dann kannst du Bier trinken gehen, dich zukiffen, krank werden, in Therapie gehen, oder Freunde suchen und dich zusammentun, mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, dann könnt ihr anfangen, von der Revolte zu träumen. (vgl. Nr.4) 

In diesem historischen Kontext waren Jugendzentren Orte der Gegenöffentlichkeit und Gegenkultur. Sie bildeten Fluchtpunkte und Ausgangsräume, an denen im Zusammenleben andere Erfahrungen gesucht wurden. Am Ende der Unschuld des Wirtschaftswunders, in dessen Inneren immer noch die Vergangenheit „fortweste“ , entstand gegen den etablierten am grenzenlosen Wachstum festhaltenden Politik- und Wirtschaftsbetrieb, der die „Objektivität“ wissenschaftlicher Erkenntnis zum allgemeinen Credo machte, die Politik der „Selbstorganisation“: Von Bürgern für Bürger, von Betroffenen für Betroffene, von Jugendlichen für Jugendliche, „In Frauenfragen – Frauen fragen“ oder „Hilf dir Selbst – sonst hilft dir Keiner“.
Vieles schien machbar, ja greifbar auf der „Spielwiese der Demokratie“!
Das Träumen war noch erlaubt oder – je nachdem – erwünscht und überlebenswichtig. Es gab sogar den Traum vom freien Menschen und ja, „den Traum vom freien Menschen träumen wir auch am Tag“. (vgl. Sigi Becker „S`gibt Träume“). 

Dieses Träumen war nicht mehr auf ein „Später“ gerichtet. Es galt: gelebt wird heute – in Verweigerung der von der Schule und der Arbeitswelt auferlegten Zwänge. 

Das Förster-Juz im Nauwieserviertel

Die folgenden Ausführungen bleiben weiterhin ausschnitthaft und selektiv – beanspruchen also nicht das Ganze zu repräsentieren. Sie versuchen aber wichtige Stimmungen, Themen und Perspektiven selbstorganisierter JuZ-Arbeit sichtbar werden zu lassen. Als konkreten Ort einer Zeitreise zu den Anliegen der JuZ-Bewegung habe ich das im sog. Chinesenviertel (Nauwieserviertel) gelegene Förster-Juz gewählt.

Das Umfeld

Im Chinesenviertel war der „Verbürgerlichungsprozess“ noch nicht sehr weit vorgeschritten. Ein Viertel mit hoher Kommunikationsdichte und Alltagssolidarität. Relativ niedrige Mieten, Einzelöfen, Toilette im Hausflur oder Anbau, manchmal kaputte Türen, Bürgerhäuser, die ihre besten Zeiten hinter sich hatten, einfache Lebensverhältnisse. Die Grundversorgung mit zahlreichen Einzelhändlern und Handwerkerfamilien stand. Am östlichen Rand, das Ostviertel – die Hochhäuser der Bruchwiese. In südwestlicher Richtung das Zentrum Saarbrückens, der St. Johanner Markt – mit ausschweifendem Nachtleben und steigenden Mietpreisen.
Die Kneipendichte im Viertel war relativ hoch, die Studenten waren erst dabei, das Viertel zu entdecken. Schüler und Arbeiter teilten sich dort die Kneipen von denen einige schon morgens zur Frühstückspause öffneten. Die Wirtsleute machten sich früh bereit, Arbeiter und Schüler der umliegenden Handwerksbetriebe, Filiallager und Schulen zu empfangen. Sie tranken dort ihr erstes Bier, um in der Regel nach einem Tischfußball, einer Runde Billard oder ein paar Spielen am Flipper am Ende der Pause oder Freistunde – früher oder später – wieder zu verschwinden. Im „Ding“ in einer Querstraße zur Försterstraße, das Mittags erst öffnete, gab es Härteres.
Ende der 70 ging es dann im Viertel los, St.Johanner Markt Nr. 2? Anstehende Sanierungsmaßnahmen, die Angst vor Baulöwen und Immobilienspekulanten, erste Wohnungen wurden in Apartments zum Einzelwohnen umgewandelt, erste Forderungen nach einer Mietpreisbremse – auch wenn das Wort noch nicht bekannt war – wurden erhoben. Die „Arbeitsgemeinschaft Nauwieserviertel und Feuerdrache“ mit der Frage – „Sanierung für wen?“ – gründete sich, traf sich in der größten Gaststätte des Viertels, dem Förstereck. Das Förstereck hatte am Wochenende bis 4 Uhr geöffnet, nach Eins sammelte sich dort „Alles“. Es gab aber auch die eher „biederen“ und normalen Discoschuppen so die „Rumpelkammer“, in der Patrizia Kaas einen ihrer ersten Auftritte hatte. Um die Szenerie im Förstereck abzurunden, dort traten dann gelegentlich zum Abschluss noch einmal die „Rote Lilo“, der „Brezelmann“ auf, und die Verkäufer des „Arbeiterkampf“ hatten auch irgendwann endlich Feierabend (nicht zu vergessen, die Sannyasi, die sich umgezogen hatten, und die Road Gang interessierte sich eher für den Markt).

Eine kurze Geschichte des Juz Förster

Die ersten Versuche zur Gründung eines Jugendzentrums unternahmen 1973 einige Jugendliche (das passives Wahlalter lag noch bei 21 Jahren), denen es gelang, das seit Jahren leerstehende Verwaltungsgebäude der AOK in der Försterstraße als Ort ins Gespräch zu bringen.
Ab 1976 fand die Initiative große Unterstützung, unter anderem durch die Stadtzeitung (Bericht über das Juz Försterstraße), die unter dem Slogan“ Bürger machen ihre Zeitung selbst“ versuchte, die Monopolstellung der Saarbrücker Zeitung anzugreifen. In der 0-Nummer wird die Gründung der Zeitung ausdrücklich mit der Unterstützung der JuZ-Initiative und ihren Forderungen in Zusammenhang gebracht. Auch in den Folgejahren bleiben Berichte über die aktuellen Auseinandersetzungen um die Frage der Selbstverwaltung des Förster Juz und dessen Schicksal (aber auch anderer JuZ-Initiativen (Malstatt, Burbach, Wacke) im Fokus des Redaktionskollektivs. Viele Jahre wurde im Veranstaltungskalender auf die im Filmsaal des Juz laufenden Vorstellungen hingewiesen.
Provisorisch, nach Demonstrationen und viel Öffentlichkeitsarbeit entstand dann zunächst 1975 an der Ecke Försterstraße/ Nassauer Straße ein kleineres Jugendzentrum. Dort gab es Vollversammlungen und erste Arbeitsgruppen. Erschwert wurden die Verhandlungen und Hoffnungen der Jugendlichen durch zahlreiche Polizeibesuche: „Die Polizei versucht das Jugendzentrum zu kriminalisieren, indem sie mit fadenscheinigen Gründen immer wieder Razzien gegen das Jugendzentrum durchführt und die Eltern der Jugendlichen mit Lügen einschüchtert.“ (0 Nummer der Stadtzeitung Saarbrücken 1976). Zu dieser Zeit traf sich dort unter anderem das Aktionskomitee gegen Fahrpreiserhöhung (Rote Punkt Aktion). Ende 77 nahm das neue Juz Gestalt an: Versammlungsraum, Teestube, Filmraum, Gruppenräume. Die Deutschen Friedensgesellschaft Vereinte Kriegsdienstgegner (DFGVK) begann mit ihren regelmäßigen Beratungen für Kriegsdienstverweigerer. Im Juz fand im März 78, vor der offiziellen Eröffnung im April, die erste Informationsveranstaltung zur Unterstützung des Russel-Tribunals mit rund 200 Interessierten statt. Beim Russel-Tribunal ging es um die Lage der Menschenrechte in der BRD. Im Zentrum des 3.Tribunals standen in Saarbücken die in Folge des Radikalenerlasses sich häufenden Berufsverbote und Berichte über Repressionen im Rahmen der ersten Kalkar-Schneller-Brüter-Demo, die für die Saarbrücker schon am Landwehrplatz mit umfassenden Schikanen begonnen hatte. 

Für die Juzler ging es damals ums Ganze: wird ihrer Forderung nach einem selbstverwalteten Jugendzentrum entsprochen werden? Warum genau es dann zu der Mischform kam, bleibt wohl unklar. Die Stadt hatte zu der Zeit die formaldemokratische Karte gezogen. Die Landeshauptstadt hatte Ende 75 als erste Kommune der BRD ein Jugendparlament wählen lassen und damit bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Resonanz seitens der Jugendlichen (13 -21 Jahre) blieb ziemlich gering, und wohl in dieser Linie wurde die Mitbestimmung von den Saarbrücker Genossen gegenüber der Selbstbestimmung favorisiert.

Das Juz begann im April 78 seinen regulären Betrieb in Hybridform. Das heißt Rechtsträger war die Stadt geworden, das Juzteam, unterstützt von Sozialarbeitern, immerhin zu Beginn aus den eigenen Reihen, hatte weitreichende Mitspracherechte. Mit Blick auf das reale Alltagsgeschehen und den Betrieb im Inneren hier ein Interviewausschnitt mit einer Juzlerin: „Es gibt mehrere Gruppen im Juz, die zeitweilig etwas zusammen unternehmen und zeitweilig sich ziemlich konträr gegenüber stehen. Dies scheint im Moment dadurch zu sein, daß die einen hauptsächlich in der Teestube sitzen und Spiele machen oder so und Tee trinken, während die anderen lieber Bier trinken. Das geht in der Teestube nicht, weil Alkoholverbot ist. Daher dürfen die Biertrinker nicht hinein. Wir wollen auch die zum Nachdenken bringen, welche durch herablassendes Verhalten provozieren. (…) Das wurde gestern Abend besprochen und war vielleicht ein Anfang die Gegensätze zu überbrücken.“ (Stadtz. Nr.3 1978)Einige Juzler gründeten im Laufe des Jahres im Zuge der Anders Leben-Anders Arbeiten Bewegung mit den Leuten von Emmaus die Arbeiter-Selbsthilfe. Sie hatten einen Teil ihrer Räume in einer anderen, der um die Ecke (Cecilienstraße) gelegenen „Teestube“. Als die ASH mit dem Liedermacher Tommi (Fuchs du hast die Gans gestohlen, gib sie nicht mehr her…“) Ende 78 im Juz ein Fest feierten, kam es zu denkwürdigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, den „Karchern“, deren Revier am Rande des Viertels in der Karcherstraße lag. 

Das Juz war weiterhin Treffpunkt und Veranstaltungsort für zahlreiche Initiativen und Gruppen (Initiative Stromzahlungsboykott, die Saarhexe, Komitee gegen Nato und Bundeswehr, Feuerdrachengruppe, oder Rock gegen Rechts sowie Rockkonzerte (Ton Steine Scherben, Green Wave, Maxwell Smart, Checkpoint Charlie, ….) .
Rock gegen Rechts“ wesentlich über das Förster-Juz mitorganisiert, wurde 1979 gegründet, um in Frankfurt gegen die sich dort jährlich zum 17. Juni treffende und Ende der 70er stärker werdende Neonaziszene zu demonstrieren und den Kulturkampf aufzunehmen. Das ehemalige NSDAP Mitglied Karl Carstens war in diesem Jahr zum Bundespräsidenten gewählt worden. Die Buttons „Rock gegen Rechts“ wurden auch im Politischen Buchladen und bei der ArbeiterSelbstHilfe verkauft.
Die Anti-Strauß-Demo 1980 anlässlich dessen Wahlkampfrede in der Saarlandhalle, auch die „Freaks“ wurden langsam wach, war ein weiter Kristallisationspunkt von Protest und Widerstandserfahrungen. In einem großen Artikel hatte die Lila Distel, die Zeitungsgruppe des um die Ecke gelegenen Frauenladens, die Gefahren deutlich gemacht. In der Sonthofener Rede hieß es: „Und wenn wir hinkommen und räumen so auf, daß bis zum Rest des Jahrhundert von diesen Banditen keiner es mehr wagt in Deutschland das Maul aufzumachen…“ (zit. n. Lila Distel Nr 7, 1980).
Der weitere Verlauf des Förster-Juz hier in Kurzform: der Verwaltungsbetrieb versucht stärker zu kontrollieren, z.B. fordert der Leiter des Amtes für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (auch Initiator der ersten unter Polizeischutz und Gerangel stattfindenden Miss Saarbrücken Wahl), dass ihm zukünftig alle Veranstaltungen gemeldet werden und sein Amt zuständig wird für die Öffentlichkeitarbeit des Juz. Dann das bekannte saarländischen Klein-Klein, das es „bedürftigen“ Genossen erlaubt, sich an Oskar wenden, wenn es darum geht, jemanden, z.B. im Juz, unterzubringen, d.h. ruhig zu stellen.

Teestubenzeit

Die Teestuben waren wie oben erwähnt eine Wiederentdeckung verschiedener Jugendszenen der 70er Jahre. Sie waren Bestandteil der „Identität“ und internen Kämpfe der selbstverwalteten Jugendzentren. In ihrer Ausgestaltung und Nutzung unterschiedlich, folgen sie einem Traum – dem Traum, einen schönen Ort zu haben, an dem viele Menschen sich treffen, um gemeinsam etwas Anderes, jenseits der Alltagshektik , des Funktionieren- und Mithalten-Müssens, zu entdecken – ohne Alkohol! Sie waren Orte, an denen zum Träumen eingeladen wurde. Zu den Träumen gehörte vor allem auch der Traum sich nicht mehr alles gefallen zu lassen, sich (gemeinschaftlich) zu wehren.

Die Teestubengruppen suchten eine bestimmte Atmosphäre der Gemütlichkeit und des Geborgenseins kunstvoll zu kreieren. Es ging darum, sich so begegnen zu können wie man ist, mit seinen Freuden und Sorgen. Ein zur Teestube passender Song, hieß „Ein bißchen“ von Emma Mildenberger: „Traurig durch die Stadt zu laufen, muss mir wohl den Kopf voll saufen, hat ja alle keinen Sinn, ist die Hoffnung schon dahin? Und ich sag, sing dich nicht selber in den Schlaf, sag mir nix und tu du was, ein bisschen dies, ein bisschen das…“
Insgesamt hatten von den 1979 bestehenden 28 saarländischen Jugendzentren ein Drittel Teestuben, darunter auch zwei mit sog. Kommunikationsräumen. Im Neunkircher Juz „Wilhelmstraße“ gab es sogar zwei Teestubenräume beide im 1. OG. Auch im Förster-Juz lag die Teestube im 1. OG. Wer im Haus letztlich das Sagen hatte, die Biertrinker oder die Teetrinker, wird wohl ein Geheimnis bleiben.
Die Teestube war die Alternative zur Kneipe und zum Tresen. Allerdings ist dies nicht allzu strikt zu sehen. Teestuben waren vielerorts auch funktional in dem Sinne, dass mit dem Namen nach außen hin signalisiert werden konnte, dass alles okay ist, die Eltern, Lehrer und Pfarrer sich nicht beunruhigen mußten, auch wenn mehr und mehr der Zusammenhang von Räucherstäbchen, Indienträumen und Teetrinken seine Unschuld verlor. Mitte der Achziger treten die Teestuben dann wieder in den Hintergrund und mit der Neuen Deutschen Welle kommen neue Töne „Lieber trink ich Bier mit dir in Trier, als Bluna in Poona“ (LustHansa). Die Teestubenzeit als selbstorganisierte Zeit war verbunden mit einem anderen Zugang zur bzw. Umgang mit der Zeit. Sie bot gegen den neuen Trend des Flexibel-Werdens und Allzeit-Bereit-Seins eine Zeit des Innehaltens, des zu Sich-Kommens an. Es ging nicht ums zwanghafte Dabeisein und ums Mitlaufen. Daher gab es dort häufig auch Lesestoff aller Art. Die Teestubenzeit diente dem Träumen, dem Erzählen von Träumen und dem gemeinsamen Rumspinnen. Es war auch ein Ort der Solidarität. Die Teestube in ihrer ursprünglichen und sich, wenn auch gebrochen, durchhaltenden Bedeutung ist ein Ort für Durchreisende, Verwirrte, Neuankömmlinge, Haftentlassene, Obdachlose, für Menschen auf der Suche. Sie war keine bloße Wohlfühloase.

Teestubentraum

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der AOK konnte Neuankömmlingen riesig erscheinen, Staunen und Neugier, Achtung und etwas Benommenheit hervorrufen. Um in die Teestube des Förster-Juz zu gelangen, ging es erst einmal das Treppenhaus hinauf. Im ersten Stock gings in einen langen Flur an dessen Ende auf der rechten Seite sich die Tür zur Teestube befand. Das Treppenhaus hatte eine besondere Aura, welche die Besucher leicht erfasste. An den Wänden sammelten sich Aufkleber, Plakate (VSJS Freizeit) , Gemaltes, Gekritzeltes („Seid furchtbar und wehret Euch“). Es ging um Kriegsdienstverweigerung, Filmankündigungen („Das Mädchen und der Kommissar“, „Wilard“), Konzerthinweise (Captain Sperrmüll), Plakate gegen Atomkraft, für Indianerkultur, Aufrufe zu Demonstrationen. Im Hochgehen, kam einem vielleicht am frühen Abend der Gemüsehändler um die Ecke entgegen, der dort manchmal sein Zeug vertickte. Im Hineingehen dann Leute in Sandalen, Latzhosen, mit Hirtentaschen, bunte selbst gebatikte Tücher an Decken und Wänden, Kerzen. Gerade läuft die Schlusspassage des Schneewittchen Songs „Zerschlag‘ deinen gläsernen Sarg“ um dann in „Unter dem Pflaster, ja da liegt der Strand“ überzugehen. Zur Begrüßung war der sonst übliche Arbeitergruß, die linke erhobene Faust, je nach dem, eher unangebracht, eher das Peace-Zeichen, manchmal Umarmungen. (Der Stinkefinger war für die „Bullen“ der Karcherstraße reserviert, die ständig im Viertel Streife fuhren und darauf warteten, dass etwas passiert.)
An der Seite liegengelassene Flugblätter, eine kleine Bibliothek mit Büchern („Klau mich“,….) , Anti AKW Broschüren, die JuZ-Zeitung „Es Bömbche“, die VSJS Nachrichten, Schülerzeitungen (Eulenspiegel, Wanze, Chaos, Peace,…). Gutes Feeling, es sollte kein Oben – kein Unten mehr geben. Den Stress der Schule hinter sich zurücklassen.
Im Inneren, Sessel und Sofas, Tische. An der rechten Seite tauschen sich Schüler verschiedener Schülerzeitungen aus. Die Zeiten werden härter. Manche Zeitungen dürfen nur noch außerhalb des Geländes verteilt werden, aber auch da gibt es Stress. Es geht um das Schulordnungsgesetz, den §13 Abs.4, – Zensur. Wer ist verantwortlich im Sinne des Presse-Rechts ? Die Schulleitung ist unter Druck, sie wird versuchen Einzelne herauszugreifen obwohl niemand gezeichnet hat, nur „Die Redaktion“. Besorgte Eltern von Kindern aus gutem Hause hatten sich schon beim Ministerium gemeldet und drohten mit ihren Anwälten. Es geht um pornographische Darstellungen von Tieren. Ein anderer Fall, der Aufruf in der Wanze, sich an der Anti-Strauß Demo zu beteiligen. Dazwischen zwei Lehrlinge, denen der Meister gedroht hat, falls sie an der Anti Strauß-Demonstration teilnehmen, entlassen zu werden.
Dann ganz hinten eine Konspiration. Eher dunkel gekleidete Leute, die irgendwie an die Werbung des Politischen Buchladens mit dem „Schwarzen Gespenst“ erinnern. Es soll nicht nur gelesen und diskutiert werden. Es werden Sprühaktionen geplant. Es geht um das A und darum, Mercedes-Sterne einzusammeln, die Rede ist auch von Polizei und Waffen. Jetzt läuft von Tommi, der auch öfters im Juz spielte, „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann, ein schwarzer Schlapphut verhüllt sein Gesicht, der alte Bösewicht“.
Ein paar Leute unterhalten sich über Kriegsdienstverweigerung, das Problem mit der Doppelmoral. Die Beratungstermine der Deutschen Friedensgesellschaft Vereinte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) waren donnerstags ab 19:30 im 2. OG.
Am Nachbartisch Gespräche mit zwei Ausreißern, denen es zu viel geworden ist. Sie suchen kurzfristig Unterstützung, noch eine Bleibe für die Nacht und wollen dann weiter nach Nürnberg trampen. Gegenüber, alleine am Tisch, jemand der, wie es aussieht, gedankenversunken im Tagebuch Notizen macht.
An anderer Stelle Gespräche über Giftmüll, Beton, verpestete Luft. Es gibt neuerdings Blattlaus-Papier.
Und über alledem, in der dämmernden Atmosphäre der Teestube, zwischen den leichten Bewegungen der Traumfänger im Kerzenlicht, schwebend drohend die Weissagung des Indianerhäuptlings Seattle.
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Man wird doch wohl noch träumen dürfen!

Die Schwierigkeiten des Träumens

Am Ende der 70er, das Saarland war gezeichnet von steigender Massenarbeitslosigkeit, die sozialmoralische Wende der Kohl Ära steht bevor, langsam formiert sich eine neue politische Moral „There is no society, there is only family“ (Maggie Thatcher) – der Staat zieht sich zurück und überlässt die Bürger ihrer neuen Selbstbestimmung, die Gemeinschaften sollen es jetzt selber regeln: flexibel, konzertiert, sozial, allseits breit, auch mal was Neues ausprobieren, nur nicht zu langsam.

Das Träumen beginnt sich zu verlagern und der Traum vom Schlaraffenland scheint ausgeträumt. Tommi konnte noch singen „und ich weiß das ganze Leben hat nur einen Zweck, du sollst dich schinden für die Schinder, wir wollen raus aus dem Dreck. Und ich weiß das ganze Leben hat erst dann einen Zweck, wenn wir die Arbeit schmeißen, wir wollen leben wie`s uns schmeckt.“

Die Ablehnung der Lohnarbeit funktioniert nur so lange gut, wie es keine Massenarbeitslosigkeit gibt und der Sozialstaat nicht zum strafenden Staat geworden ist. Walter Mossmann hat die grundlegenden Schwierigkeiten, das durch die Erwerbsarbeit festgesetzte Zeitregime zu verlassen, wie nur wenige getroffen. In seiner Ballade von Seveso , der norditalienischen Stadt, in der 73 das bis damals größte Giftgasunglück passierte, geht es darum, dass dir entweder dein Leben lieb ist und du bist arbeitslos, oder du hast das Moos und du verlierst dein Leben.

Die Ballade von Seveso

Der zehnte Juli in Seveso

ist staubig und heiß und normal

Da hat so mancher die Nase voll

und hat doch keine Wahl:

Entweder du gehst in die Fabrik

hast das Risiko und – das Moos

Oder dir ist dein Leben lieb

dann bist du arbeitslos

Das ist die Welt von Seveso

(W. Mossman, Auftritt 1977 im Juz Neunkirchen)

Die Träume und Hoffnungen der Selbstorganisation harren weiter ihrer Verwirklichung!

Die JuZ-Bewegung hat alternative oder gegenkulturelle Lebensentwürfe bis in die hinterste Provinz gebracht und verbreitet. Soweit zur westdeutschen Erfolgsstory wie sie in der liberalen Tradition der Würdigung der 68-er und dieser folgenden Bewegungen erzählt wird.

Eine andere Lesart legt nahe, die Bewegung, welche grundlegende menschliche Bedürfnisse nach Nähe und Sicherheit gegen die Zurichtung des Menschen zur Ware ins Spiel gebracht hat, auf ihre nicht abgegoltenen Anliegen zu befragen.

Aus heutiger Sicht sind die damaligen Anliegen weiterhin aktuell, weil der Leistungsdruck, der heute auf uns lastet, stärker geworden ist und die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen weiter voranschreitet. Die Schule ist mit der Bildungsexpansion noch mehr zur bloßen Selektionsinstanz verkommen, die Verschulung des Studiums mit waschendem Beweisdruck unterläuft Bildung im eigentlichen Sinne. Die saarländische Regierung, erinnert sei an die Sprüche des ehemaligen Ministerpräsidenten vom „Faulen Bummelstudenten“, versucht im Wettbewerb, im Gleichklang neuer Modell-, Pilot- und Best Practice Projekten immer die Nase vorn zu haben. Die Inanspruchnahme der Menschen in der Arbeitswelt verlangt in wachsendem Maße Selbstoptimierung mit der Folge, dass Erschöpfung aber auch Rücksichtslosigkeit um sich greifen.

In der Tradition der JuZ-Bewegung, die hier ausschnitthaft als Teestubenzeit sichtbar wurde, bleiben Forderungen nach einer grundlegenden Veränderung des geltenden Zeitregimes, die Reduktion der Lohnarbeit und die stärkere Würdigung gesellschaftlich sinnvoller Tätigkeiten in den Bereichen Gemeinwesen, Gesundheit, Kindererziehung, Bildung und Sorge zentral. Technischer/ gesellschaftlicher Fortschritt, der mit der Erhöhung der Lebensarbeitszeit einher geht, ist zerstörerisch und basiert auf einer Politik der Angst und Gewalt. Sinnvolle Arbeit wäre dagegen mehr und mehr aus dem System der Erwerbsarbeit herauszuholen und selbstorganisiert im Rahmen gemeinschaftlicher Eigentumsformen zu gestalten.

Wir alle sind verstrickt in die Widersprüchlichkeiten einer scheinbar um jeden Preis am Laufen zu haltenden Jobmaschine. Die Krisenzeiten, in denen wir leben, erlauben es aber immer weniger, den Preis für das „Immerweiterso“ wegzudenken. Es ist Zeit für neue Solidarbeziehungen. Die Politik der Selbstorganisation, wie sie mit all ihren Widersprüchlichkeiten für eine bestimmte Zeit sich verbreiten konnte, ist unabgegolten.

Zum Abschluss aus der Hymne von Klaus dem Geiger:

“ Nein, nein wir wollen nicht eure Welt, wir wollen nicht eure Macht, wir wollen nicht euer Geld, wir wollen nichts von eurem Schwindel hören, wir wollen euren Schwindel zerstören, Wir, …

Die Leser nicht maskulinen Geschlechts mögen den Autor nicht für ignorant halten, weil er sie grammatisch dem Maskulinum zuordnet. Die Formen der Sprache sind nicht die Sache selbst. Ich hielte es für unpassend, die in der „Scene“ gegoltenen Machtverhältnisse im Nachhinein durch Sprachformen zu beschönigen.

Bericht über die Anti-AKW- Bewegung
Die Saarhexe war nicht nur für ihre kritischen Texte bekannt, sie organisierte auch Konzerte und lange Zeit die legendären Saarhexendiscos von DJ Puma.